28.
Du wehrst dich gegen mich? Kannst du verwehren,
Daß mein geschloßner Blick dich wirklich sieht,
Und daß, je mehr dein Wille meinen flieht,
So wilder Glut und Seele dich begehren?
Du Erdenferner! Muß ich dich belehren,
Wie siegreich Liebe gegen Liebe zieht,
Daß Wunsch von ihr wie...
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29.
Nun ich dich weiß, bin ich so voll von Liedern,
Wie brünstige Vogelkehle im April,
Die wie ein ewiger Quell mit Perlentropfen
Den Frühlingsrausch der Welt bekränzen will.
Wär ich ein Gott, um jedem der Gedichte,
In die mein Herz sein schnellstes Blut ergoß,
Lebendigen Hauch der Wonne... -
2.
Zuweilen flieg ich fort in einem Schrei,
Den ich in helle Fernen sende /
Und stehe dann und presse meine Hände
Und sehne einen Gegenruf herbei:
Vielleicht daß jenseits jener blauen Höhn
Erhabene und stolze Menschen schreiten
Und voll Verlangen ihre Arme breiten,
Wenn sie den... -
30.
Und jedesmal, wenn ich von dir mich trenne,
Blieb wie viel Fühlen stumm und ungesagt!
Ach, daß sich Liebe nicht vom Munde wagt,
Die ich doch deinem Bild in mir bekenne:
Vor dem ich eine ewige Lampe brenne
Von Hingegebenheit, die sagt und fragt
Und all das Glühen auszustrahlen wagt,... -
31.
Nie scheint das Leben mir so fröhlich heiß,
So liebenswert und wundersam erfüllt,
Als wenn ich nah ein Abenteuer weiß,
Das neue Glut und neue Lust enthüllt.
O dieses erste Ineinanderbrennen
Von Blick in Blick: dies tiefe Schaun und Finden!
Nicht Worte sind, den jähen Sturm zu nennen,... -
32.
Weiße Rosen gab mir heute
Lionardo, und er fing dabei
Meine Hand wie liebe Beute,
Hielt sie fest und gab sie nicht mehr frei.
"Monna," sprach er, "Eure Hände
Sollten immer voller Rosen sein,
Wie so schön sich dann verbände
Blume, Blatt und Duft und Elfenbein."
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33.
Wie tief und rein ist nun mein Herzerleben,
Seit Lionardos Liebe zu mir kam,
Seit er ans wilde dunkle Herz mich nahm,
Von seinem Himmel mir ein Stück zu geben!
Wohin ist Sehnen, Zagen und Erbeben?
Und Lauheit, halbe Lust und falsche Scham?
Ein scharfgeschliffnes Schwert ist nun mein Gram... -
34.
Mein Tag ist so von Liebe ganz beladen,
Daß ich erschauernd wie durch Wonnen gehe,
Vor Traum nichts Wirkliches mehr sehe,
Nur selig fühle heilig starke Gnaden.
O so in lindem Regen sich zu baden
Von Zärtlichkeiten, Tag um Tag genossen,
Und von Erinnern völlig eingeschlossen
... -
35.
Seit ich dich liebe, habe ich ein Fühlen,
Als trüge ich mein Herz in offnen Händen,
In das nun alle Schmerzen niederfielen,
Die sich nur je bei Liebe nahe fänden.
Und tief befangen leb ich meine Tage
Und blicke strahlend auf die Schmerzen nieder,
Die ich um dich in meinem Herzen trage,... -
36.
Mein Leben ist so voll von dir durchdrungen,
Wie Blüte / sprüh aus hartem Kelch gesprungen /
Den ganzen Tag voll seliger Sonne ist:
Du bist in mir zu jeder Frist!
Ich gehe hin durch heiße Heiligungen,
Die niemand sieht und nur mein Herz ermißt.
O Segen dir, daß du mir Sonne bist...