• Horch – die Gloken weinen dumpf zusammen,
         Und der Zeiger hat vollbracht den Lauf,
    Nun, so sey’s denn! – Nun, in Gottes Namen!
         Grabgefährten brecht zum Richtplaz auf.
    5 Nimm o Welt die lezten Abschiedsküße,
         Diese Thränen nimm o Welt noch hin.
    Deine Gifte – o sie schmekten süße! –
         Wir sind quitt du Herzvergifterin.

    ...

  • [262]

     Die Krähen.

    Des Winters Vögel sind die Krähen,
    Der Norden ist ihr Vaterhaus;
    Ob Sturm und Flocken eisig wehen,
    Sie halten treulich bei uns aus.

    5 Sind auch an Gaben leer die Felder,...

  • [248]
    Die Löwenbraut

    Mit der Myrte geschmückt und dem Brautgeschmeid,
    Des Wärters Tochter, die rosige Maid,
    Tritt ein in den Zwinger des Löwen; er liegt
    Der Herrin zu Füßen, vor der er sich schmiegt.

    5...

  • Rubens · der müssigkeit garten · fluss von vergessen
    Und pfühl frischen fleisches · für unsre liebe wol leer ·
    Doch von einem leben so strömend und drängend besessen
    Wie luft in dem himmel und wie das meer in dem meer.

    5 Leonardo da Vinci · ein spiegel tief und dunkel
    Wo reizende engel mit ihrem süss-lächelnden mund
    Und voll von geheimnis erscheinen...

  • Auf dem schädel der menschheit
         Wie auf einem thron
    Sizt die liebe und schmäht sie
         Mit keckem hohn ·

    Bläst lustig die runden blasen ·
         Sie steigen hinauf
    Als strebte zu fernen welten
         Im äther ihr lauf.

    [...

  • Die Liebende in dem Flusse Silemnus.[1]

    Ha! wie ist mir? bin ich neu geboren?
    Welche selige Verwandelung!
    Hat sich wirklich meine Qual verloren,
    Oder täuscht mich die Erinnerung?

    5 Nein, ich fühl’ ein neu’res beß’res Leben:
    Sanfter fühl’ ich meines Herzens Schlag,
    Seit mir Kühlung diese Wellen geben,
    Süße...

  •      Die Lotosblume ängstigt
    Sich vor der Sonne Pracht,
    Und mit gesenktem Haupte
    Erwartet sie träumend die Nacht.

    5      Der Mond, der ist ihr Buhle.
    Er weckt sie mit seinem Licht’,
    Und ihm entschleiert sie freundlich
    Ihr frommes Blumengesicht.

         Sie blüht und glüht und leuchtet,
    10 Und starret stumm in die Höh’;
    Sie...

  • [155] Die Mädchen von Colberg.
    (1886.)

    Gen Jena zog der Preußen Macht
    In siegesfrohen Schaaren ...
    Zerstoben ist in einer Schlacht
    Der Ruhm von sieben Jahren.

    5 Auf Gras und Kraut lag...

  • Die Macht des Gesanges.

          Ein Regenstrom aus Felsenrissen,
    Er kommt mit Donners Ungestüm,
    Bergtrümmer folgen seinen Güssen,
    Und Eichen stürzen unter ihm.
    5 Erstaunt mit wollustvollem Grausen
    Hört ihn der Wanderer und lauscht,
    Er hört die Flut vom Felsen brausen,
    Doch weiß er nicht, woher sie rauscht;
    So strömen des Gesanges...

  •      Bei Stargardt, im treuen Pommerland,
    Da liegt ein See, Madü genannt,
    Drin leben für reicher Leute Tische
    Gar leckerhafte feine Fische,
    5 Die man Madü-Maränen heißt.
    Sie sind nur diesem Wasser eigen,
    Und hingebracht vom bösen Geist,
    Wie? das soll bald sich deutlich zeigen.

         Ein Bischof lebt’ in jener Stadt
    10 Fromm, heilig...