• 97.

    97.
    Es zog sich meine Stirn in bange Falten,
    Als üble Rede mir ans Ohr geschollen,
    Und ich, der deine Stimme hören wollen,
    Von dir noch immer keine Zeil' erhalten.

    Als ich sie endlich in der Hand zu halten
    Vermeint', und eingelegt in fremde Rollen;
    Da mußt' ich ach! die dich befragen sollen...

  • 98.

    98.
    Es war der achte Tag im rauhen Merzen,
    Vor nur vier Monden und zwei ganzen Jahren,
    Als ich zum letzenmal in frohen Schaaren
    Mit ihr getanzt aus unbesorgtem Herzen.

    Mich freu'ten diese Töne, diese Kerzen,
    Das lichte Wimmeln unter diesen Paaren;
    So oft die Tänzer unbeschäftigt waren,...

  • 99.

    99.
    Zwei Gegner waren wider uns im Bunde,
    Und dachten unsre Liebe zu vernichten;
    Erst kam die Zeit, und hieß mich schnell verzichten
    Auf jeden Kuß von deinem lieben Munde.

    Doch als die Trennung eine tiefre Wunde
    Als erst dein Aug' in mir schien anzurichten,
    Da kam der Tod dem Feinde...

  • 100.
    Gern möcht' ich dir so viele Spenden geben,
    Und habe nichts, als Augen, welche weinen;
    Ja, nur wenn Blumen ächte Liebe meinen,
    Verstehst du meiner Opfer zärtlich Streben.

    Nicht mag ich selbst mit Trauerlaub' umweben
    Was schon als Grab betrübt genug will scheinen;
    Ich suche nur, mich...

  • 101.
    Ein Mädchen, aus dem Mittelstand entsprossen,
    Für alles Froh' und Gute voll Bewegung,
    Und klügrer Einsicht fern, und klügrer Pflegung,
    So war, um die ich Thränen hier vergossen.

    Und wie sie mich das erstemal umschlossen,
    Entzückte mich ein Geist voll feur'ger Regung,
    Ein reicher Sinn...

  • Ich hab' ein Bäumchen, wunderbar;
    Viel süße Blüthen schimmern,
    Und goldne Zauberäpfel flimmern
    In seinem grünen Haar.

    Will ein lieb Kind mein Herz ergreifen -
    Gleich setzt's ein Knöpfchen an;
    Bin ich vom Liebesnetz umfahn -
    Läßt's eine Goldfrucht reifen.

    Drum sieht...

  • 102.
    Herb' ist es, wo zwei Liebende sich trennen,
    Am lezten düstern Abend sich bestellen,
    Und trostlos wanken von den stummen Schwellen;
    Was da das Herz zerreißt, ich lernt' es kennen.

    Und wenn in Busen, die für Liebe brennen,
    Des Zwistes Funken allverzehrend schwellen,
    Da löschen auch die...

  • 103.
    Dem Wandrer, den auf einer eil'gen Reise
    Ein schnellentstandner Wasserstrom verhindert,
    Bleibt sichre Hoffnung, daß er sich vermindert,
    Geduld, bis er zurük in seine Gleise.

    Der Schiffer feiert an des Flusses Eise,
    Des Frühjahrs harrend, wo der Frost gelindert;
    Ein Alter der noch gern...

  • 104.
    Die Stadt, wo ich so vieles Glük genossen,
    So viele schöne Regungen empfunden,
    Umgiebt mich wieder; Jahre werden Stunden,
    Nun mich die alten Freunde rings umschlossen.

    Und alles grüß' ich, so wie Hausgenossen,
    Und im Gedächtniß ging kein Ort verschwunden,
    Und vieles find' ich, wie ich...

  • 105.
    Ist hier das Haus, das unsrer Liebe Sehnen
    Zum Tempel weiht' allseliger Gefühle?
    Der Tempel steht, ein Haus voll öder Kühle
    Will über seine Priesterin sich lehnen.

    Wie sich die Häuser einsam vor mir dehnen!
    Ich steh' allein im gällenden Gewühle,
    Und keiner fragt von allen was ich fühle...