• An den Herzog Ferdinand zu Braunschweig und Lüneburg. Den 12. Januar 1791.

    Schon pochte dieses Herz nicht mehr, schon sah
    Ich mich dem Grabe nah;
    Der Genius des Todes stand
    Schon vor mir, schien mir schon mit ernster Stirn zu winken;
    5 Schon hofft’ ich dort Vergessenheit zu trinken,
    Dort, wo kein Reisender den Pfad zur Rückkehr fand:
    Als...

  • Wenn sie erscheinet unter andern Schönen,
         Und Amors Huld im schönen Antlitz zeiget,
         Dann, wie vor ihr sich jede Schönheit beuget,
         So wächst in mir das liebevolle Sehnen.

    5 Den Ort, die Stunde seegn’ ich dann mit Thränen,
         Wo meinem Blick dieß Wunder sich gezeiget.
         Ich sage mir, zum Dank das Herz geneiget,
         Geehrt bin...

  • XII. (12)

    1. Jetzt scheiden das bringt mir schwer,
    und macht gantz trawrig mich:
    Das ich nun mus von der,
    die offt erfrewet mich.
    Mit schimpffen und mit schertzen,
    hat sie mir mein gemüth erfrewt,
    erst werd ich kranck von hertzen,
    wenn ich gedenck der hinnefahrt.
    ...

  • Nymphe, weil ich werffe mich,
    Dir gebückter vor die Füsse:
    Und den Saum des Rockes Küsse,
    Ey so laß erbitten dich.

    Zwar, du wilt mit deiner Hand
    Von der Erden mich aufheben,
    Mit ein schönes Antlitz geben:
    Doch dein Hertz ist unverwand.

    Nun ein Circkel ist der Saum:
    Drüber wolt...

  • Kriegest du gleich den Korb, verbleibst du unbetrübt.
    Doch komm ihr selbst zuvor: Bring einen andern hin,
    Weil du nicht Mittel hast ihr Hoffen zu vollziehn.
    Die Ketten sind nur Stroh, die dich gebunden an,
    Sie gehen bald entzwey, verlaß du deinen Wahn. (S. 424)
    _____

  • 12.

    12.
    Komm, Knabe, komm und sieh mir in die Augen,
    Die dunkel sagen, daß sie dich verstehn,
    Und daß sie still mit deinen Schmerzen gehn,
    Um sachte deine Seele aufzusaugen.

    Um deine stumme Inbrunst einzutrinken,
    Denn ach, zu werben werden nie sie satt,
    Solang mein Suchen diesen Durst noch hat,...

  • 12.

    12.
    Nicht der Harm der Trennung ist es,
    Was da macht, daß mir vor Wehe
    Fast die Brust zerspringt; der Liebe
    Maßberaubtes Feuer ist's.

    Trennung - giebt es die für uns noch,
    Da wir uns so tief geeinigt,
    Da wir uns so ganz verschmolzen
    In unendlich heißer Minne? -
    Nicht...

  • 12.

    12.
    Sei nicht so schön! - Mich lockt's mit Macht, zu schauen
    Des Leibes Maß, den Schmelz des Angesichts,
    Mein Aug' spürt Glanz wie Glanz des ew'gen Lichts,
    Und doch - der Anblick giebt mir Angst und Grauen.

    Zu hoch stehst du ob uns, du Zier der Frauen,
    Mir ist's, als hört ich Worte des Gerichts:...

  • 1.
    Vergönne mir/ O schöne Schäfferin/
    Ob ich gleich nur ein schlechter Hirte bin/
    Daß ich mich mag erkühnen/
    Nach schuldiger Gebühr/
    Den Garten zu bedienen
    Mit seiner Blumen-Zier.

    ...

  • 12.

    Laulich schlüpfte der West durch des Harzwalds schauriges Dunkel,
    Ueber den felsigen Höhn spielte das Abendgewölk,
    Sehnsucht rieselt' im Quell, und im Berghain rieselte Sehnsucht,
    Sehnsucht wiegte sich her auf dem entfernten Geläut,
    Bräutlich entschlüpfte mit zagendem Fuß dem Himmel die Dämmrung,
    Ihren frühesten Kuß feierte...