• [4]
               Die Schwester und die Nymphe der Garonne[1].

         Die Schwester.

         Nymphe des goldenen Stroms[2], verlasse die schäumende Urne...

  •      Die Schwestern des Schicksals.

         Nenne nicht das Schicksal grausam;
    Nenne seinen Schluß nicht Neid:
    Sein Gesetz ist ewge Wahrheit,
    Seine Güte Götterklarheit,
    5 Seine Macht Nothwendigkeit.

         Blick’ umher o Freund und siehe,
    Sorgsam wie der Weise sieht.
    Was vergehen muß, vergehet:
    Was bestehen kann, bestehet:
    10...

  • [137] Die Sicherheit in der Flucht.

    Mein Thyrsis, dürft ich dir doch sagen,
    Warum ich dich so schüchtern flieh!
    Du würdest nicht voll Wehmuth klagen,
    Nur hassen könnt ich, lieben nie.
    5 Ach...

  •            Die Sieben Hügel.

                         (1793.)

    (Mit einer Komposition von Hrn. Kapellmeister Schulze).

         Auf grüner grüner Heide
         Stehn sieben Hügelein.
    Es flüstern Wind’ im schaurigem Thal,
    Es tanzen Elfen auf mondlichem Stral.
    5      Singt, Mädlein, auf grüner Heide,
         Singt: Leide! Leide! Leide!

         Im...

  • [19] Die Sinngedichte an den Leser

    Wer wird nicht einen Klopstock loben?
    Doch wird ihn jeder lesen? – Nein.
    Wir wollen weniger erhoben
    Und fleißiger gelesen sein.

  • In ein gewißes Haus kam einmal eine Spinne,
    Und hub allda zu spinnen an,
    Und sprach zum Seidenwurm: „Sieh da, was ich beginne!
    „Ein Beytrag stünde mir von dir nicht übel an.“ –
    5 Der Seidenwurm ließ sonder Zwang
    Sich sogleich dazu willig finden,
    Und fängt wohl an, ihr ellenlang=
    Gedrehte Fäden einzusenden;
    Die legt sie dann in ihr Gemächt...

  • Die Spinnen.

    Lernet von ihnen die Kunst, wie man auf rauhere Tage
          Kürzer und fester zugleich ordne das sich’re Geweb.
    Seyd ihr des Frühlings gewiß, des milderen, wohl euch, so schwebe
          In dem beweglichen Bau weicher der Faden dahin.
    5 Sehet! die Spinn’ allein webt sorgenvoll und bedächtig,
          Sorglos haschet der Mensch oft nach dem...

  • Die Sterne.

         Wie wohl ist mir im Dunkeln!
    Wie weht die laue Nacht!
    Die Sterne Gottes funkeln
    In feierlicher Pracht.
    5 Komm, Ida, komm ins Freie,
    Und laß in jene Bläue,
    Und laß zu jenen Höhn
    Uns staunend aufwärts sehn!

         Sieh wie die Leier schimmert
    10 Sieh, wie der Adler glüht!
    Sieh, wie die Krone flimmert,...

  • Die Stunde schlägt, das Boot legt an;
         Du gehst, Du Liebling meiner Brust;
    O, daß ich’s noch ertragen kann!
         Das Schicksal ruft und fort du mußt. –
    5 Oft starr’ ich in die Brandung wohl,
         Und ruf’ ihr zu des Herzens Qual:
    „Hier scholl das letzte Lebewohl,
         Dort sah ich sie zum letzten Mal!“

    Am stillen Ufer, abgehärmt,...

  • Die Treue.

         Wie jedes Jahr der Schwalben Reise
    Zu meinem Fenster mich erfreut!
    Sie führen in der Monden Kreise
    Zurück die holde Blüthenzeit;
    5 Der Minne süßes Spiel erneuert
    Sich froh im wohlbekannten Nest,
    Vom jungen Lenz ermuntert, feiert
    Die Treue hier ihr Freudenfest.

         Und wenn des Winters erste Flocken
    10 Dem...