• AUS alten Briefen steigt ein zarter Duft.
    Mir ist, als ob mich deine Stimme ruft.

    Du, meines Lebens wunderbarster Traum,
    schon schwandest du? Ich träumte dich ja kaum!

    Auf deiner Schrift verschlungenes Gewirre
    starr toten Auges ich. Ich ging wohl irre.

    Das weiß ich jetzt. Doch...

  • SPRICH ein Mal nur zu mir, wie eine Liebste spricht,
    und laß mich beben unter deiner Worte Klang!
    Kennst du das kleine traurige Gedicht:
    »Quand on est mort, c'est pour longtemps«?

    Drücke nur ein Mal meine fieberheiße Hand,
    und kühle diesen wilden, wilden Drang!
    Schon ruft mich eine Stimme aus dem...

  • KANNST du mir deine liebe Hand nicht geben?
    Im Dunkeln stehe ich und bin auch wie
    ein Blinder, der, sich seinen Weg ertastend,
    nun hilflos vor dem tiefen Abgrund steht.

    Kannst du mir deine liebe Hand nicht geben,
    da ich doch nichts als Schatten um mich sehe?
    Und willst du nicht den Führerlosen leiten,...

  • DURCH die Zweige weint der Wind.
    Ich halte deine Hände,
    die kühl wie Marmor sind,
    und weine auch.

    Du bist mein Kind,
    nicht wahr, mein Kind bist du?
    Und meine Liebe, meine Liebe deckt dich zu. —
    Der Mond war nie so blaß wie diese Nacht.

    Mit seinem Kinde darf man...

  • DEN Kräften, die sich in mir lösen wollen,
    kann niemand als nur du Befreiung schenken.
    Drum möchte ich mich ganz in dich versenken:
    Du bist mein Können, Müssen und mein Sollen.

    Wie Wolken, die am Abendhimmel träumen,
    nach Westen wandern, gleichsam hingezogen
    zur Glut der Sonne, und in schönem Bogen...

  • UND meine Seele ist dir ganz vermählt.
    Mit all den heißen Kräften meines Lebens,
    den innersten, halt ich dich so umfangen,
    daß nichts uns trennen kann. Und all des Gebens
    wird nie ein Ende sein. Denn ungezählt
    sind meine Schätze, die ich vor dir breite
    in meinem unerschöpflichen Verlangen,
    dich frei und...

  • UND sei geduldig! Nur noch kurze Zeit,
    dann werd ich nichts als ein Erinnern sein,
    das wie im Traume deine Stirn umweht,
    nur eine Stimme, die von ferne fleht,
    nur eine Stimme aus der Dunkelheit. —
    Ich werde nichts als ein Erinnern sein. (S. 8)...

  • DOCH dies ist wahr: Mensch ward ich erst durch dich.
    Was in mir schlummerte, ist erst erwacht,
    als ich dich sah. Als in die tiefste Nacht
    der Leiden du mich stürztest, da begab es sich,
    daß Unerhörtes in mir auferstand.
    Mensch sein heißt leiden, und der wilde Brand
    des Schmerzes, den du in mir angezündet,...

  • Printzessin! Deren Pracht was irdisch heist erfüllet!
    Printzessin! Die die Welt als Wunder-Göttin kennt.
    Printzessin! deren Glantz die Nacht in Tag verhüllet/
    Und die der Himmel selbst die andre Sonne nennt!
    Will meine Niedrigkeit sich biß zum Sternen tragen/
    Und sucht ein blasser Mond hier deinen güldnen Schein:
    ...

  • Annehmlichste der Zeit! Wie lange hat mein Hertze
    Aus Ehrerbietung dich mit Seufftzern nur verehrt?
    Wie lange brennet nun der Augen Liebes-Kertze/
    Eh' auch der Flammen Brand aus meinen Munde fährt?
    Doch endlich muß das Hertz aus tausend Schmertzen sprechen/
    Und den Granaten gleich durch viele Kernen brechen.
    ...