• IX.

    Der letzte Glanz ist vom Gebirg' entschwunden;
    Die Sterne sind am Himmel neu geboren,
    Und leise tritt aus ihren dunkeln Thoren
    Die Nacht hervor, geführt von holden Stunden.

    Du träufelst Balsam in des Schmerzens Wunden,
    O sey auch mir zur Trösterinn erkoren!
    Schon wieder ging ein Tag für mich verloren,...

  • X.

    In dunkler Nacht, in einsam stiller Zelle
    Sitz' ich und sinn' ob meinem tiefen Leide.
    Wann bricht sie an, die neue Morgenhelle?
    Wann ruft ein Tag zu längst entwohnter Freude?

    Nein, wende dich hinab, du goldne Quelle
    Des heitern Lichts! Du bist es, die ich meide.
    Du darfst nicht schau'n, was mir den...

  • XI.

    Du hast gesiegt, Entschluss, es ist geschehen!
    Entrissen hab' ich mich den theuern Blicken.
    Ach! diesen Qualen, die mein Herz umstricken,
    Vermogt' ich länger nicht zu widerstehen.

    Ihr Götter, immer sie vor Augen sehen,
    Sie, eures Himmels, eurer Erd' Entzücken!
    O nehmt, darf nie mich ihre Huld beglücken...

  • Die Ruhe hofft' ich wieder zu gewinnen,
    Die meiner Brust, seit ich dich sah, entwunden;
    Und ach! nun bist auch du mit ihr verschwunden.
    Dir zu entfliehn - o thörichtes Beginnen!

    Und eilt' ich bis an's fernste Meer von hinnen,
    Am fernsten Meere würdst auch du gefunden.
    An jedem Ort umschwebt, zu allen...

  • Ich sahe sie; der Augen Strahlenschimmer
    Schien wie ein Abglanz mir von höherm Leben.
    Bewundrung musst' ich ihren Reizen geben;
    Doch sagt' ich mir: Das ist die Liebe nimmer!

    Ich hörte sie; entzückend, wie nur immer
    Der Musen Lied, war ihrer Töne Schweben.
    Ich fühlt' es tief im Herzen wiederbeben;...

  • Sie sollte mir ein Angedenken geben -
    Die letzte Stunde war's von schönen Jahren -
    Nimm eine Rose dir aus meinen Haaren!
    Sie sprach's; der Ton wird ewig mich umschweben.

    Vor Wonne fühlt' ich meine Hand erbeben,
    Und lange wählt' ich in den bunten Schaaren,
    Und konnte doch die Schönste nicht gewahren;...

  • Schon glühn vom letzten Abendscheine
    Die dichtbelaubten Wipfel dort.
    Ich irr' umher im stillen Haine
    Und suche den geliebten Ort.
    Doch Sie hat mich vergessen,
    Die hier mit mir gesessen,
    Und trauernd wandl' ich wieder fort.

    Doch unwillkührlich lenkt sich wieder
    Mein Fuss zu dem...

  • XV.

    Ist mir ein Bild aus jener Welt erschienen?
    Hat mich Begeistrung zum Olymp erhoben?
    Ich sehe Sie, von Himmelsglanz umwoben,
    Zu ihren Füssen Heil'ge, die ihr dienen.

    Die Engelhuld in diesen sanften Mienen,
    In diesem Blick der hehre Strahl von oben,
    Die herrliche Gestalt, nie g'nug zu loben -
    ...

  • Kaum mehr erkannt' ich meine Lieblingsstellen;
    Erstorben lag die Flur, und von den kalten
    Umarmungen des Winters festgehalten,
    Erstarrten selbst des Flusses rasche Wellen.

    Doch endlich löset Zephyrs Hauch die Quellen;
    Ich sehe neu sich die Natur gestalten,
    Und mit der Frühlingssonne lindem Walten...

  • So hat auch dich, o Sängerinn der Klagen!
    Aus deiner Heimat blüthenvollem Haine
    In diese Wildniss, wo ich einsam weine,
    Dein leichter Flügel mitleidsvoll getragen?

    Wie sanft an's Herz mir deine Töne schlagen!
    Sie malen mir in seiner ganzen Reine
    Das süsse Bild, beglänzt vom Wiederscheine
    Des...