XV.

Ist mir ein Bild aus jener Welt erschienen?
Hat mich Begeistrung zum Olymp erhoben?
Ich sehe Sie, von Himmelsglanz umwoben,
Zu ihren Füssen Heil'ge, die ihr dienen.

Die Engelhuld in diesen sanften Mienen,
In diesem Blick der hehre Strahl von oben,
Die herrliche Gestalt, nie g'nug zu loben -
Sie ist's! Wer darf zu zweifeln sich erkühnen?

O Rafael, du hoffest nur vergebens,
Das Ideal, das dir zu solchem Bilde
Den Geist erhob, in Edens Flur zu schauen!

Gerührt vom Jammer dieses nicht'gen Lebens,
Stieg sie herab zum irdischen Gefilde;
Und wo sie weilt, blühn Paradiesesauen.

Collection: 
1829

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  • IV.

    Wach' oder träum' ich? Hab' ich Sie gesehen?
    Durft' ich des lang' entbehrten Blicks geniessen?
    Als würd' in Luft das holde Bild zerfliessen,
    So staunt' ich's an, als würd's ein Hauch verwehen.

    Und soll ich noch nicht mein Gefühl gestehen?...

  • Aus Wolken neigt ein holdes Bild sich nieder,
    Wenn früh im Ost Aurorens Strahlen blinken;
    Und wenn der Sonne letzte Schimmer sinken,
    Seh' ich's im Duft der Abendröthe wieder.

    Und schwingt die Nacht ihr thauiges Gefieder,
    Dann...

  • II.

    Ihr grünen Hügel, weinbekränzte Höhen,
    Ihr stillen Gründe, kühle Schattenhallen,
    Du dunkler Hain, Wohnsitz der Nachtigallen,
    Wo der Erinnrung Schauer mich umwehen;

    Und du, o schöner Strom, der bald an jähen
    Felswänden rauscht,...

  • Du eilst von Ort zu Ort, von Land zu Lande,
    Nie ruhend hin mit leicht bewegtem Schritte,
    Und denkst vielleicht, nach flücht'ger Wandrer Sitte,
    Nicht mehr des Freunds im fernen Vaterlande.

    Mich aber fesseln hier, am Felsenstrande...

  • Dank dir, freundliche Dryade,
    Die den Wandrer ab vom Pfade
    Lockt' in ihrer Schatten Nacht,
    Dass er in der heil'gen Rinde
    Den geliebten Namen finde,
    Den sie treu für ihn bewacht.