IX.

Der letzte Glanz ist vom Gebirg' entschwunden;
Die Sterne sind am Himmel neu geboren,
Und leise tritt aus ihren dunkeln Thoren
Die Nacht hervor, geführt von holden Stunden.

Du träufelst Balsam in des Schmerzens Wunden,
O sey auch mir zur Trösterinn erkoren!
Schon wieder ging ein Tag für mich verloren,
Denn nirgend hab' ich die Geliebte funden.

Komm, holde Nacht, in deinen Schleier hülle
Den, der so oft dir seine Schmerzen klagte;
Lass deinen Fittig kühlend ihn umwehen.

Send' ihm des Schlummers labungsreiche Stille;
Und weil der Tag die Wirklichkeit versagte,
Lass ihn das theure Bild im Traume sehen.

Collection: 
1829

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  • IV.

    Wach' oder träum' ich? Hab' ich Sie gesehen?
    Durft' ich des lang' entbehrten Blicks geniessen?
    Als würd' in Luft das holde Bild zerfliessen,
    So staunt' ich's an, als würd's ein Hauch verwehen.

    Und soll ich noch nicht mein Gefühl gestehen?...

  • Aus Wolken neigt ein holdes Bild sich nieder,
    Wenn früh im Ost Aurorens Strahlen blinken;
    Und wenn der Sonne letzte Schimmer sinken,
    Seh' ich's im Duft der Abendröthe wieder.

    Und schwingt die Nacht ihr thauiges Gefieder,
    Dann...

  • II.

    Ihr grünen Hügel, weinbekränzte Höhen,
    Ihr stillen Gründe, kühle Schattenhallen,
    Du dunkler Hain, Wohnsitz der Nachtigallen,
    Wo der Erinnrung Schauer mich umwehen;

    Und du, o schöner Strom, der bald an jähen
    Felswänden rauscht,...

  • Du eilst von Ort zu Ort, von Land zu Lande,
    Nie ruhend hin mit leicht bewegtem Schritte,
    Und denkst vielleicht, nach flücht'ger Wandrer Sitte,
    Nicht mehr des Freunds im fernen Vaterlande.

    Mich aber fesseln hier, am Felsenstrande...

  • Dank dir, freundliche Dryade,
    Die den Wandrer ab vom Pfade
    Lockt' in ihrer Schatten Nacht,
    Dass er in der heil'gen Rinde
    Den geliebten Namen finde,
    Den sie treu für ihn bewacht.