• Nun lacht die Wiese, blüht der Dorn
         In holder Frühlingszeit:
    Das, sanft bewegte, grüne Korn
         Sich milden Regens freut.
    5 Die ganze Schöpfung trinkt mit Lust
         Was Gott beschieden hat,
    Nur ich allein, mit wunder Brust,
         Geh’ auf der Sorge Pfad.

    Das Fischlein in dem Silberbach,
    10      Schießt blitzend hin und her,...

  • [161] An Ihren Genius.

    Send’ ihr Blumen und Frücht’ aus nieversiegender Fülle,
         Send’ ihr, freundlicher Geist, ewige Jugend herab!
    Hüll’ in deine Wonnen sie ein und laß sie die Zeit nicht...

  •      Den einzigen, Lida, welchen du lieben kannst,
    Forderst du ganz für dich und mit Recht.
    Auch ist er einzig dein.
    Denn, seit ich von dir bin,
    5 Scheint mir des schnellsten Lebens
    Lärmende Bewegung
    Nur ein leichter Flor, durch den ich deine Gestalt
    Immerfort wie in Wolken erblicke:
    Sie leuchtet mir freundlich und treu,
    10 Wie...

  • An Louise.
    Mit einem Gedichte von Ossian.

    Nimm dieses Lied das in vergangnen Zeiten
    Des Alterthums der weise Barde sang,
    Nie hat ein Lied auf eines Sängers Saiten
    Dahingerauscht, das diesem gleich erklang: –
    5 „Malvina, komm, du mußt den Vater leiten
    Zum Hügel dort, das stille Thal entlang!“
    So sprach der Greis, und gern vernahm die...

  • Den 14. November 1791.

    Ja, sie ist es! Diese schönen Züge,
    Dieser hohen Unschuld sprechend Bild,
    Wie der Gottheit Fülle sanft und mild;
    Dieser Flammenaugen hehrer Blick,
    5 Zöge Todte selbst ans Licht zurück!

         Diese stille nie getrübte Milde,
    Dieser reine treue Engelsinn,
    Schmücken dich, der Schönheit Königinn.
    Nimmer wird...

  • Nimm, o Clara! nimm aus dieser Menge
    Der Bewunderer, in dem Gedränge,
    Der Gefühle, meinen Dank auch an;
    O! ich fühl es innig, du so werthe,
    5 Dass der höchste Beyfall hoch dich ehrte,
    Dass ich dir nur danken – danken kann! –

    Doch, so manche – manche heisse Thräne,
    Die die Wangen einer sanften Schöne,
    Dir nur fliessend, mild hernieder...

  • Du Stern im müden Morgenstrahl,
         Du flohst nicht mit der Finsterniß;
    Du bliebst, zu schau’n des Tages Qual,
         Der Mary mir vom Herzen riß.
    5 O, theurer Schatten, mir entrückt,
         Wo weilst Du nun, in sel’ger Ruh’?
    Schau’st Du auf mich, so schmerzbedrückt,
         Dann läch’le, Selige, mir zu. –

    Die Stund’ vergeß ich nimmermehr...

  • An Mignon.

          Im Herbst, in heitrer Abendstille,
    Da trugen sie zur Gruft hinab
    Die theuren Reste deiner Hülle
    Und senkten sie ins dumpfe Grab.
    5       Und deine Mitgespielen sangen
    Im Mädchen und im Jünglings-Chor;
    Dann kehrten sie mit nassen Wangen
    Still wieder in das Leben vor.
          Du selbst erwachest bald vom Schlummer,...

  • An Ruhheims Fluren.

         Zerreiß den Wolkenschleier,
    Du herbstliche Natur!
    Erschein’ in deiner Feier,
    Du meine Lieblingsflur!
    5 Verklärt euch, o ihr Felder,
    So freundlich, lieb und hold,
    Erglänzt, erglänzt ihr Wälder,
    Im Abendsonnengold!

         Ihr ewiggrünen Matten,
    10 Ihr sanftgewölbten Höh’n,
    Ihr düstern...

  • [70]
            An Schulz und Voß.

        Zum Dank für Ihr Lied:

            Trost am Grabe.

    Einsam, bang, mit thränenleerem Blicke,
         Tief versenkt in finstre Grübelei,
    Fodert’ ich den Bruder kühn...