XXX. (30)
1. Wie schön blüt uns der meye,
der sommer fehrt dahin:
Mir ist ein feins jungfrewlein,
gefallen in meinen sinn.
Offt sehen thut den augen wol,
wenn ich an sie gedencke,
mein hertz ist freuden vol.
2. Wenn ich des nachts wil schlaffen,
so kömpt...
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XXXI. (31)
1. Ich hört ein frewlein klagen,
fürwar ein weibliches bild,
jr hertz wolt jr verzagen,
nach einem jüngling mild.
Das frewlein sprach mit schmertzen,
er ligt mir in meinem hertzen,
der hertz allerliebste mein.
2. Der wechter an der zinnen,
der... -
XXXII. (32)
1. Ich hett mir fürgenommen,
zu dienen stetiglich,
ein ander hat mich verdrungen,
dasselbig krencket mich.
Das ich sie gar mus meiden,
und so mus fahren lan,
denn sie hat mich erkoren,
umb einen andern man.
2. Es ist der frewlein sitte,... -
XXXIII. (33)
1. Ich weis mir ein feins brauns megdlein,
hat mir mein hertz besessen,
es kan mir ein krauserlein mauserlein sein,
ich kan jr nit vergessen.
Sie gefelt mir aus der massen wol,
jhr weis und berd, ist goldes wert,
es steht dem megdlein wol, was ich thun sol.
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XXXIIII. (34)
1. Ohn dich kan ich, nicht frewen mich,
sind du mich hast gefangen,
streng fast behafft, ist all mein krafft,
hertz, sinn auch gemüt durchgangen.
Mit steter lieb des hab ich ub,
mit fleis zu dir zu kommen,
das möcht nicht sein, der wille mein,
hast du offt wol... -
XXXV. (35)
1. Kehr wieder glück mit freuden,
unnd jag unfall von mir, |unfall=Unglück
Meins schöns lieb mus ich meiden,
und hab auch gros begir,
Zu dienen dir für all auff erd,
wiewol du bist einem... -
XXXVI. (36)
1. Hertz einiges lieb, dich nicht betrüb,
so uns die zeit, jetzt widerstreit,
sichst doch wol wie, das kein mensch hie, |sichst=siehst
so selig lebt, wie hoch er schwebt,
zu zeiten jhm etwas... -
XXXVII. (37)
1. O Sawrer winter du bist so kalt,
du hast versawret den grünen wald,
du hast versawret die blümlein an der heide.
2. Die gelben blümlein sein worden fahl,
entflogen ist uns fraw nachtigal,
sie ist uns entflogen, und wird uns nicht mehr singen.
3. Sie... -
XXXIX. (39)
1. Kein lieb ohn leid, mag mir nit widerfahren,
dieweil ich pfleg der lieben art,
ich wil mein hertz nit lenger sparen,
ich hab es offt und viel bedacht.
Was lieb vermag, kömpt alles an tag,
köndt ich dein gunst erwerben,
kein trost ich hab, und las nicht ab,
viel... -
XL. (40)
1. Die grosse liebe zwinget mich,
das ich kein wort kan sprechen,
ja sprechen,
Wenn ich gedenck an jr mündlein rot,
das sie mir bot,
mein hertz wil mir zubrechen.
2. Ich kam für liebes schlaffkemmerlein,
die thür war zugeschlossen,
geschlossen,...