XXX. (30)
1. Wie schön blüt uns der meye,
der sommer fehrt dahin:
Mir ist ein feins jungfrewlein,
gefallen in meinen sinn.
Offt sehen thut den augen wol,
wenn ich an sie gedencke,
mein hertz ist freuden vol.
2. Wenn ich des nachts wil schlaffen,
so kömpt mir mein schöns lieb für:
Und wenn ich denn erwache,
so finde ich nichts dar.
Denn hebt sich erst ein grosse klag,
wenn ich von jr mus scheiden,
das macht mich alt und graw.
3. Zwey blümlein auff grüner heide,
die heissen wolgemut.
Lest uns der liebe Gott wachsen,
sein uns für trawren gut.
Vergis nicht mein steth auch dabey, |steth=steht
grüs mir sie Gott im hertzen,
die mir die liebste sey.
4. Wolt Gott ich möcht jhr wünschen,
zwo rosen auff einen zweig.
Ach Gott möcht ich sie wecken
mit meinem stoltzen leib.
Das were meinem hertzen eine grosse freud,
thu mich hertzlieb nu trösten,
mit einem freundlichen wort.