• Ist manchmal, um mir ihren Zorn zu zeigen,
         So stolz und kalt der holden Feindinn Blick,
         Dann hält nur eins vom Abgrund mich zurück,
         Nur eins kann neue Kraft der Seel’ erzeugen.

    5 Wohin sie blickt mit unmuthsvollem Schweigen,
         Zu tilgen meines Lebens Licht und Glück,
         Begegnet ihr so demuthsvoll mein Blick,
         Daß...

  • Ein Thränenstrom floß von den Augenlieden,
         Und Seufzer schwellten meine Brust empor,
         So oft auf dir mein Auge sich verlor,
         Für die ich von der Welt mich abgeschieden.

    5 Wahr ist’s, daß deines Lächelns süßer Frieden
         Schon oft der heißen Wünsche Sturm beschwor,
         Oft zieht michs aus der Quaalen Gluth hervor,
         Wenn dich...

  • Viel Thiere, die dem starken Auge trauen,
         Sind nur zu beugen von der Sonne Blicke,
         Doch andre treibt ihr goldner Strahl zurücke,
         Die erst sich zeigen bey des Abends Grauen.

    5 Noch andre zieht ein thörichtes Vertrauen
         Ins Feuer, wähnend, daß sein Glanz beglücke,
         Und erst versengt sehn sie, wie er berücke —
         Ach! in...

  • Des Morgens Lieder und der Vögel Klagen
         Läßt Echo früh im Thale wiederhallen,
         Der Murmelton von flüssigen Krystallen
         Wird durch beblümte Ufer fortgetragen.

    5 Den Arm zum Abschied um den Hals geschlagen
         Dem greisen Gatten, der ihr nur gefallen,
         Erweckt mich Sie, die goldne Haar’ umwallen,
         Um neu zu lieben und um neu...

  • Wenn Phöbus taucht ins Meer den goldnen Wagen,
         In Nacht die Luft und meinen Geist zu hüllen,
         Dann treibt michs, um des Busens Angst zu stillen,
         Des Himmels Sternen meinen Schmerz zu klagen.

    5 Der Leiden Menge, die mein Herz ertragen,
         Such’ ich dem Seelenlosen zu enthüllen,
         Die Welt und Amorn, und des Schicksals Willen,...

  • Mich zu erlösen aus des Krieges Grauen,
         Den ich geführt mit deiner Augen Pracht,
         Hab’ ich schon oft mein Herz dir dargebracht,
         Doch du willst nicht so tief hernieder schauen.

    5 Und hoffen auf dieß Herz noch andre Frauen,
         So ist ihr Hoffen schwach, getäuscht, verlacht;
         Ich will es nicht — was Unlust dir gemacht,
         Wie...

  • Einst sang, jetzt klag ich — aber ich gewinne
         In Klagen jetzt, wie einst in den Gesängen.
         Nicht an der Wirkung, an der Ursach hängen,
         Berauscht von Hoheit, alle meine Sinne.

    5 Nicht daß mir je mein gleicher Muth zerrinne,
         Bey Sanftmuth, Härte, süßen, rauhen Klängen,
         Gern trag ich alles — keine Bürden drängen
         Mich,...

  • O kleine Kammer, einst ein sichrer Hafen,
         Wenn mir am Tag gestürmt des Lebens Welle,
         Jetzt bist du Stille nächt’ger Thränen Quelle,
         Die mir am Tag im Auge schüchtern schlafen.

    5 O Bette, wo ich einst so sanft geschlafen
         In so viel Kummer - ach! mit Thränen schwelle
         Ich jetzt der Kissen liebe Ruhestelle,
         Seit mir...

  • Der Herrscher, den nicht hemmt in seinen Siegen
         Verbergen, wehren, oder eilig fliehen,
         Ließ mir, weil ich bezaubert sollt’ entglühen,
         Ins Herz den schärfsten Pfeil der Liebe fliegen.

    5 Wohl mußt’ ich schon dem ersten Streich erliegen,
         Doch weiter gieng sein grausames Bemühen,
         Denn auch des Mitleids Pfeil sah ich ihn ziehen,...

  • Wie bangt mein Geist, wenn er des Tags gedenket,
         Wo Lauren ich verließ in ernstem Sinnen,
         Mit ihr mein Herz — mein einziges Beginnen
         Ists nun, daß dahin sich mein Auge lenket.
     
    5 Bey schönen Fraun, das Antlitz sanft gesenket,
         Stand sie und hieß der andern Reiz zerrinnen.
         Nicht froh, nicht trauerroll war ihr Beginnen,...