• Vertraute Nacht! in deinem Mutterschooß
    Verberg ich das bethränte Angesicht,
    Verirrt in wilde Wüste, heimathlos
    Komm' ich daher, verwirf auch du mich nicht -
    Mein Auge hing an deinem schönsten Sterne,
    Wie kam ich nur in dieses Abgrunds Ferne? -

    Hier bin ich ganz allein, o Nacht! mit dir,
    ...

  • O, welch' ein Segen strömt aus deiner Hand!
    Laß mich im Lied die Anmuthreiche ehren;
    Die mächtig ist im Deuten und im Wehren; -
    Die mir der Treue lieblich' Unterpfand.

    Wie dringt durch Mark und Bein ihr leiser Druck!
    In ihrem holden zaubersüßen Kosen
    Streu'n unsichtbare Engel Liebesrosen; -
    ...

  • Es schwelgt mein Herz und süße Träume
    Umspielen selig dich mein Kind!
    Es grüßt im Rauschen dieser Bäume
    Mich deine Stimme lieb und lind.

    Wie der Nymphea reine Blüthe
    Auf tiefem, Schilfumsäumtem Teich:
    So ruht mein schwärmendes Gemüthe
    In deiner Liebe, sanft und reich.
    ...

  • Ein wundersames Räthsel ist die Liebe,
    Sie thaut hernieder wie ein Maienregen
    Und ihrem stillen mütterlichen Segen
    Entkeimen hold die zarten Frühlingstriebe,
    Auf daß mein Herz ein jugendfrisches bliebe
    Strahlt mir dein Blick jungfräulich mild entgegen,
    Vor deinem Gruße klopft's mit heißen Schlägen
    Und...

  • Geh' hin mein Lied mit leichten Wolkenfüßen,
    In stiller Nacht wird Niemand dir verwehren
    In Ihrem Zimmer leise einzukehren -
    Geh' - trag mein volles Herz zu meiner Süßen.

    Hier muß ich einsam kühne Hoffnung büßen -
    Doch soll mein Lied nicht Ihre Ruhe stören,
    Im Traume nur soll Sie die Stimme hören -...

  • Die Fackel glüht! - getrost du kühner Schwimmer!
    Wohl hat der Lebensstrom gewalt'ge Fluthen,
    Doch deines Muthes, deines Herzens Gluthen
    Erstarken in des Lichtes Schimmer.

    Die Liebe wacht! - ihr Stern verlöschet nimmer,
    Und die an ihrem großen Herzen ruhten
    Sind fromm gefeit zum Schönen und zum Guten,...

  • I.
    Die Lehre von der Flüchtigkeit des Lebens
    Begann wohl mit dem ersten Liebeskuß,
    Es stirbt der Augenblick in dem Genuß;
    Das Glück zu fesseln trachtest du vergebens.

    Wohl war dies' Thema Gegenstand des Strebens
    Der alten Weisen, wie es zum Verdruß
    Der jüngsten Gegenwart gereichen muß,...

  • Treue Liebe gleicht dem Blüthenbaume,
    Der im wunderreichen Frühlingstraume
    Plötzlich übersät von Blüthen steht;
    Er beschirmt der Nachtigallen Lieder,
    Senkt sich zu den bunten Blümlein nieder,
    Von der Lüfte Balsamhauch durchweht.

    Und wenn rauhe Wetterstürme kommen,
    Wenn der Herbst den...

  • "Nur eine Nacht der Wonne
    Ein ewiges Gedicht,
    Und unser Aller Sonne
    Ist Gottes Angesicht!"
    Novalis

    I.
    "Nur eine Nacht der Wonne!"
    Glücksel'ger Rivalin!
    Dem seines Lebens...

  • O, Liebe, Liebe! - du gewalt'ge Fei!
    Wie furchtbar grausam bist du in der Leidenschaft, -
    Wer nennt die Opfer all', du Lorelei,
    Die dein geheimnißvoller Strudel hingerafft?!
    Ich stehe schaudernd an des Abgrunds Rand -
    Gib Antwort mir! - bist du von Gott gesandt? -

    Wie hab' ich treu und fest an dich...