Ein wundersames Räthsel ist die Liebe,
Sie thaut hernieder wie ein Maienregen
Und ihrem stillen mütterlichen Segen
Entkeimen hold die zarten Frühlingstriebe,
Auf daß mein Herz ein jugendfrisches bliebe
Strahlt mir dein Blick jungfräulich mild entgegen,
Vor deinem Gruße klopft's mit heißen Schlägen
Und schnell erwacht die Schlummernde, die Liebe.
O, zweifle nicht, siehst du den Schein erblassen -
Und ist es schwer das Ideal erreichen -
Wir zünden des Altares Flamm' auf's Neue;
Zum Opferdienst laß mich die Hände fassen,
Die anmuthvoll sich mir entgegen reichen,
Ich liebe dich, - ich glaub' an deine Treue.
(1853)
aus: Gedichte von Katharina Diez
und Elisabeth Grube, geb. Diez
Stuttgart 1857