Fern von Ihr

Es schwelgt mein Herz und süße Träume
Umspielen selig dich mein Kind!
Es grüßt im Rauschen dieser Bäume
Mich deine Stimme lieb und lind.

Wie der Nymphea reine Blüthe
Auf tiefem, Schilfumsäumtem Teich:
So ruht mein schwärmendes Gemüthe
In deiner Liebe, sanft und reich.

All überall wohin ich sehe
Strahlt mir dein holdes Bild zurück
Und ob ich bleibe, ob ich gehe -
Bist du mir nahe, süßes Glück! -

Ihr lichten Sommerwölkchen grüßet
Im Weiterzieh'n die Liebste mein;
Du Strom, der still vorüber fließet;
Du lieber, gold'ner Sonnenschein!

Ihr Vöglein all' in Feld und Haine!
Ihr tausend Stimmen auf der Flur,
Erzählt es laut: mir sei die Eine
Das Herrlichste in der Natur!

Und wird mich, gleich dem reifen Halme,
Des Todes scharfe Sense mäh'n -
Sie reicht als Engel mir die Palme;
Um sie werd' ich vor Gott besteh'n! -
(1855)

aus: Gedichte von Katharina Diez
und Elisabeth Grube, geb. Diez
Stuttgart 1857

Collection: 
1857

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