Wie sich der Aeuglein
Kindlicher Himmel,
Schlummerbelastet,
Lässig verschließt! —
Schließe sie einst so,
Lockt dich die Erde:
Drinnen ist Himmel,
Außen ist Lust!
Wie dir so schlafroth
Glühet die Wange:
Rosen aus Eden
Hauchten sie an:
Rosen die Wangen,
Himmel die Augen,
Heiterer Morgen,
Himmlischer Tag!
Wie des Gelockes
Goldige Wallung
Kühlet der Schläfe
Glühenden Saum.
Schön ist das Goldhaar,
Schöner der Kranz drauf:
Träum' du vom Lorbeer,
Bis er dir blüht.
Liebliches Mündchen,
Engel umwehn dich:
Drinnen die Unschuld,
Drinnen die Lieb';
Wahre sie Kindchen,
Wahre sie treulich:
Lippen sind Rosen,
Lippen sind Glut.
Wie dir ein Engel
Faltet die Händchen;
Falte sie einst so:
Gehst du zur Ruh;
Schön sind die Träume,
Wenn man gebetet:
Und das Erwachen
Lohnt mit dem Traum.
Aus: Johann Gabriel Seidl's Dichtungen Erster Theil
Balladen, Romanzen, Sagen und Lieder
Wien Druck und Verlag von J. P. Sollinger 1826