Hieronymus Lorm

  • An eine Frau

    Ein Jahrhundert wird vorübergeh'n,
    Unsre Gräber wird man nicht mehr sehn,
    Unsre Namen, was wir thun und wollen,
    ...

  • Wie mögt ihr doch so froh im Sonnenstrahl,
    Vom West gewiegt, ihr grünen Myrthen sprießen,
    Und durftet einst ein theures Haupt umschließen,
    Dem euer Schmuck den Schmuck des Lebens stahl!

    Sie beugte sich gelassen, ohne Wahl,...

  • Wir sprachen viel in trauter Abendstunde
    Von Schmerz und Liebe, Sterben und Bestehn,
    Wie muthig wir in jede Zukunft seh'n,
    Weil Gruß der Ewigkeit in unsrem Bunde.

    Da rang der heiße Wunsch sich mir vom Munde:
    O, könnt...

  • Die Blumen schliefen, Sterne wurden wach,
    Und mahnend mir von langverlornem Frieden
    Des Abend's feierliche Ruhe sprach.

    Wir hatten gern den Schwarm der Welt gemieden
    Und schritten stumm und träum'risch durch den Wald....

  • Zu deinen Füßen saß ich still und träumend,
    Mein Aug' in deines Auges Glut getaucht,
    Dein ganzes Sein mit meinem Blick umsäumend.

    Der Sonne Liebesfackel war verraucht,
    Im Scheidekuß entbrannten Berg und Hügel,
    Von...

  • Sollt' ich meine Lieb' wie eines sünd'gen Traumes Macht verschweigen?
    Wird der Himmel seine Sterne, Frühling seine Pracht verschweigen?
    Meiner Seele Sterne flammen und ihr Frühling ist erstanden,
    Nimmer will ich was an Licht und Duft ihr ward gebracht...

  • Vom Abendsonnenstrahl ergriffen
    Der See wie leise träumend ruht,
    Den Traum belauschend Schwäne schiffen
    Vorüber auf beglänzter Flut.

    Doch dieses Traum's verschwieg'nen Bronnen
    Erschließt der Todeswunde Glut;...

  • Nur aus der Ferne darf ich dein gedenken
    Und muß die Gluten still in mich versenken.

    Das Leben riß die Kluft auf, uns zu trennen,
    Ob wir gleich seelentief vereint uns nennen.

    Kein Hoffnungsstrahl darf meinem Herzen...

  • Das Herz, so klein in seinem Raum,
    Das Herz, so groß in seinem Traum,
    Es schlägt in enger Menschenbrust
    Und faßt des Erdballs Schmerz und Lust.
    Beständig spricht's mit seinem Pochen,
    Was Menschenweisheit nie gesprochen;...

  • Mit dem holden Frühlingszauber
    Steh' ich auf vertrautem Fuße,
    Denn er streute frische Blüthen
    Vor dich hin bei meinem Gruße.

    Eins doch will er nicht verzeihen,
    Ward's mir auch zum schönsten Loose,
    Daß ich...