Bewußtsein

Nur aus der Ferne darf ich dein gedenken
Und muß die Gluten still in mich versenken.

Das Leben riß die Kluft auf, uns zu trennen,
Ob wir gleich seelentief vereint uns nennen.

Kein Hoffnungsstrahl darf meinem Herzen leuchten
Und selbst die Thräne kaum mein Auge feuchten.

Doch mag der wilde Schmerz im Busen brennen -
Mich trägt mit Macht ein himmlischfroh Erkennen:

Daß kein Geschick, kein Trennungsweh zerrissen
Die Seligkeit, von deinem Sein zu wissen,

Daß keine Qual vermochte zu gefährden
Mein tiefes Glück, - daß du nur lebst auf Erden.

Collection: 
1894

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