Zauber der Liebe

I.
O nenne mir die süße Macht,
Die mich in deine Nähe bannt,
Und mit dem milden Hauch der Nacht
Die trunkne Seele übermannt!

Du hast den Frieden, der mir fehlt;
Wenn nicht bei dir, wo find' ich Ruh?
Denn jedes Glück, das mich beseelt
Und jeder Segen kommt wie du.

In deinem Wesen zieht ein Ton,
Von Sehnsucht, Traum und Duft beschwingt,
Ein ahnungsreiches Wort, davon
Mein tiefstes Innre widerklingt.

II.
Du leuchtest auf - mein Frühlingsbild,
Und füllst mein Herz mit Duft und Schall,
Dann blüh'n die Veilchen im Gefild,
Im Walde tönt die Nachtigall.

Und wendest du dein Angesicht,
So bleicht der Rose süßes Roth,
Der holde Tag verliert sein Licht,
Die weite Welt ist stumm und todt,

Und alle Lieder schlummern ein,
Die je mein träumend Herz bethört:
Du bist das Licht, der Ton allein,
Darin die Seele sieht und hört.

III.
Du wandelst in des Morgens Pracht,
Durch meinen Himmel wandelst du;
Du ruhst, indeß mein Sehnen wacht,
In meinem Herzen deine Ruh.

Da schmückst du mit der Rosen Flaum
Dein märchenhaftes Schlafgemach,
Da küßt dein Lächeln mir den Traum,
Den Frühling erster Liebe wach.

Da legst du wohl die linde Hand
Auf manche Wunde, tief und weh,
Und holest dort herauf zum Strand
Der Perlen manche aus der See.

Du wandelst in des Morgens Pracht,
Durch meinen Himmel wandelst du;
Du ruhst, indeß mein Sehnen wacht,
In meinem Herzen deine Ruh.

Collection: 
1858

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Wie du so lieb mir bist;
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So gar verrathen ist;
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Wie du so lieb mir bist.

Wußt nimmer, daß...

Warum nur du, nur du allein
Der Himmel meines Lebens bist,
Warum in dir nur Frühlingsschein
Und ohne dich der Winter ist?

O frage, frag' die Nachtigall,
Das Röslein frage dort am Hag,
Warum ihr süßer Duft und Schall...

I.
O nenne mir die süße Macht,
Die mich in deine Nähe bannt,
Und mit dem milden Hauch der Nacht
Die trunkne Seele übermannt!

Du hast den Frieden, der mir fehlt;
Wenn nicht bei dir, wo find' ich Ruh?
Denn...

Ich hab' in eine Seele,
In deine Seele geschaut;
Sie leuchtete vom Juwele
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Blau wie des Himmels Helle
Und tiefer als das Meer;
Ich schöpfte Well' um Welle
Und schöpfte sie nimmer leer...

Sie schwebte hin, die himmlische Gestalt, -
Ich sah den Frühling wandeln durch die Matten,
Es war ein Bild voll Klarheit, ohne Schatten,
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So schritt sie sicher, züchtig, unbewußt
Der Wunder,...