Ich laß' mein Lied erklingen
Vom wunderbaren Gott,
Er macht Verrat und Schlingen,
Gewalt und List zu Spott.
Mit ihm, umbraust von Stürmen,
Kann ich fein sicher ruh'n -
Und mit ihm Mauern türmen,
Und mit ihm Thaten thun!
Er stürzt der Starken Werke
Mit einem Atemzug,
Und giebt dem Schwachen Stärke
Zu adlergleichem Flug;
Er füllt der Armen Hände
Und läßt die Reichen leer - -
Zu ihm, zu ihm Dich wende,
Wo ist ein Gott wie er?!
Er wohnt in ew'gem Lichte,
Sein Nam' ist "Wunderbar",
Vor seinem Angesichte
Steht seiner Helden Schaar;
Das Heer, das vielgestalt'ge,
Cherub und Seraphim,
Und Kräfte und Gewalt'ge
Sie neigen sich vor ihm.
Umdräuen Dich Gefahren?
O bebe nicht zu sehr,
Er lagert seine Schaaren
Beschirmend um Dich her.
Drängt Unheil sich zusammen?
Es hat der ew'ge "Held"
Auch Wind und Feuerflammen
Zu Deinem Schutz bestellt!
Und ob Du oft hienieden
Von Streit umbrandet wirst -
Dich deckt mit seinem Frieden
Der hehre "Friedensfürst".
Und fehlt Dir ein Berater?
Bei Dir ist immerdar
Der große "Ewig-Vater",
Der König "Wunderbar"!
O schau nur auf Dein Leben
Zurück mit offnem Sinn:
Wie wirken und wie weben
Die Wunderhände drin,
Und halten immer wieder
Den Schild ob Dir gespannt,
Und schlagen machtvoll nieder,
Was gegen Dich gewandt!
Gott hat auf dunklen Wegen
Dich in sein Licht verklärt,
Aus Bann und Dorngehegen
Erlösung Dir gewährt;
Mit Treue sonder Gleichen
Gehütet Deine Bahn,
Der Wunder und der Zeichen
Gar viel an Dir gethan.
Heil uns, die er errungen
Und an sein Herz gelenkt!
Wir seh'n den Tod bezwungen,
Wir seh'n die Gruft gesprengt,
Wir seh'n den Feind geschlagen,
Der Hölle Macht wird Spott,
Wir singen und wir sagen
Vom wunderbaren Gott!
aus: Baltische Dichtungen
herausgegeben von Freifrau von Staël-Holstein
geb. Freiin von Nolcken Riga 1896
Verlag von L. Hoerschelmann