Glückauf, Du wanderlustig Blut,
Die Flügel darfst Du regen!
Die Welt thut ihre Thore auf,
So eile denn in frohem Lauf
Dem jungen Lenz entgegen.
Er säuselt hernieder vom himmlischen Zelt,
Und wir ziehen fort in die Welt, in die Welt,
In den duftigen Blütensegen!
Es weht der Thauwind lenzesfrisch,
Die Winternächte zerstieben,
Die Wandervögel ziehen her,
Die Bächlein streben hin zum Meer,
Von Sehnsuchtsglut getrieben;
Und die Nachtigall jauchzt, und die Lerche im Feld,
Und wir ziehen fort in die Welt, in die Welt,
Im Herzen das glückliche Lieben!
Das Leben ist ein Wandertag ...
Es gilt ihn froh durchschreiten!
Im frischen Herzen Kraft und Mut,
An der Liebe Hand, wie wandert sich's gut
Durch der Erde lockende Weiten;
Drum hoffend und wagend und treulich gesellt,
So zieh'n wir hinaus in die Welt, in die Welt -
Und der Himmel wird uns geleiten!
aus: Baltische Dichtungen
herausgegeben von Freifrau von Staël-Holstein
geb. Freiin von Nolcken Riga 1896
Verlag von L. Hoerschelmann