• [145] Befehl an Zephyr.

    Du Zephyr, der das stille Sehnen
    Des Schäfers, Mädchen oft gesagt,
    Wenn er, zu blöde bey der Schönen,
    Nur Büschen seinen Kummer klagt.

    5 Findst du dem Schlummer überlassen...

  •      Ach was soll der Mensch verlangen?
    Ist es besser ruhig bleiben?
    Klammernd fest sich anzuhangen?
    Ist es besser sich zu treiben?
    5 Soll er sich ein Häuschen bauen?
    Soll er unter Zelten leben?
    Soll er auf die Felsen trauen?
    Selbst die festen Felsen beben.

         Eines schickt sich nicht für alle.
    10 Sehe jeder wie er’s treibe,...

  • Betrog’ner Bursch! Vergnügen,
         Das Dir das Weib kann geben,
    Wird baldigst Dich belügen
         Verbittern Dir Dein Leben.

    5 Die Wogen auf dem Meere,
         So wechselnd anzuschauen,
    Der Wolken flieh’nde Heere,
         Sind Bilder nur der Frauen.

    O, schämst Du Dich nicht, Junge,
    10      Dein Schicksal zu beklagen?
    Gebrauche...

  • Genius der Freiheit! Du der glühend
    sich ins Herz der Nationen taucht,
    wo ein Strahl von Menschenwürde schlummert,
    schnell den Strahl in lohe Flammen haucht,

    5      Wo, an welchem Himmelsfeuer zündest
    du die Fackel? – Welche Sonne leiht
    ihren Strahl dir, daß von ihm erwärmet
    jede Zone dir Altäre weiht? –

         Mächtig zwar rührt auch der...

  • [73]
     Bey Henriettens Grabe.

             (1788).

    Schlummre sanft im Schooß der Erde,
         Holdes Mädchen! warm geliebt;
    Deine schöne Seele werde
         Nicht durch unsern Gram betrübt!

    5...

  • [20]
    Bey Münters Grabe.

    Herr! Verleihe Trost den Deinen;
    Allen, Allen, die da weinen! –
    Sanft, wie er gewandelt hat,
    Endet sich sein Erdenpfad;
    5 Und, im Schlummer hingeschieden,
    Ruhet er in...

  • Fliegt, ihr meiner Jugend Träume,
    Flattert, leichtbeschwingte Reime,
    In mein frohes Jugendland;
    Wo ich unter dichten Bäumen
    5 In der Muse selgen Träumen
    Wahrheit suchte, Bilder fand.

         Gleich den bunten Schmetterlingen
    Schlüpften mir auf leichten Schwingen
    Manche, manche längst vorbei:
    10 Andre sind mir treu geblieben,
    ...

  • Biondina.

         Noch kannt’ ich nicht das Loos des Lebens,
    Als eine fremde Gottheit kam,
    Und mir, trotz allen Widerstrebens,
    Die unbefangne Ruhe nahm.
    5 Da bleichten mir die frischen Wangen,
    Da regte sich, ich weiß nicht was;
    Die Liebe that mir dieß und das,
    Ließ ich mich dennoch wieder fangen?
    Ja oder nein? — das fragt mich nicht...

  •      O liebliche Therese!
    Warum seh’ ich so böse
    Mit offnen Augen dich?
    Die Augen fest verbunden,
    5 Hast du mich gleich gefunden,
    Und warum fingst du eben — mich?

         Du faßtest mich auf’s beste,
    Und hieltest mich so feste,
    Ich sank in deinen Schooß.
    10 Kaum warst du aufgebunden,
    War alle Lust verschwunden;
    Du...

  • [150] Cephalus und Aurore.

    Cantate aus dem Russeau.

    Die Lüfte deckte noch der dunkle Flor der Nacht,
    Die Welt erleuchtete nur der Diane Pracht,
    Als schon von Orients entfernten heißen Flüßen
    Aurore,...