[80] An ein Veilchen.
Mein Veilchen, laß die Schmeicheleyen
Des jungen Zephyrs dich nicht reuen,
Du unsrer Gärten erste Zier!
Dich soll ein schöner Loos beglücken;
5 Den schönsten Busen sollst du...
[80] An ein Veilchen.
Mein Veilchen, laß die Schmeicheleyen
Des jungen Zephyrs dich nicht reuen,
Du unsrer Gärten erste Zier!
Dich soll ein schöner Loos beglücken;
5 Den schönsten Busen sollst du...
Die blauen Veilchen der Aeugelein,
Die rothen Rosen der Wängelein,
Die weißen Lilien der Händchen klein,
Die blühen und blühen noch immerfort,
5 Und nur das Herzchen ist verdorrt.
Morgens send’ ich dir die Veilchen,
Die ich früh im Wald gefunden,
Und des Abends bring ich Rosen,
Die ich brach in Dämmrungstunden.
5 Weißt du was die hübschen Blumen
Dir Verblümtes sagen möchten?
Treu seyn sollst du mir am Tage
Und mich lieben in den Nächten.
Im Reif des Morgens fand ich heut
zwei Veilchen auf den Weg gestreut,
erfroren, sturmverweht.
Den ganzen Tag war immerzu
in mir ein Bangen ohne Ruh,
ein fragendes Gebet —
Und leis am Abend kam's heran
und sah mich stumm und klagend an —
und schwand — und war verweht —
Und jäh, in schlummerloser Nacht,
bin zur Besinnung...
Das erste Veilchen duftig,
So fromm und frühlingsrein,
Wollt' länger leben und siehe!
Dein Auge muß es sein.
Des Sommers glühende Rose
Wollt' auch nicht sterben bald;
Nun lebt sie auf Deiner Wange,
Von Anmuth hold umwallt.
Die Kirsche fiel im Herbste
In...
Unter dunkeln Myrthenbäumen,
Zwischen jungen Blüthensprossen,
Angehaucht vom Abendgold,
Eingewiegt von süßen Träumen,
Auf den Rasen hingegossen,
Liegt ein Mädchen wunderhold.
Und sie flüstert leis' und zärtlich:
"Wäre unser Freund doch da!"
Er, den sehnend sie erwartet,
Adhel ists...
Wir waren froh und wohlgemuth,
Das Gärtchen auszuschmücken -
Da kam der Mensch, der nimmer ruht,
Uns seinem Dienst zu pflücken.
In enger Vase mußten wir,
Im dumpfen Zimmer stehen;
Uns war so bang, wir wollten schier
Vor Herzeleid vergehen.
Nun packt ein Liebender uns...
Ein Mägdlein, frisch von Wangen,
Mit goldgelocktem Haar,
Die Augen mild und klar,
Wie edle Steine prangen,
So blitzend wunderbar!
Ein Mägdlein, frisch von Wangen.
Hoch ritt ein stolzer Krieger,
Das Roß so muthig wild,
So funkelnd hell der Schild,
Der löwenkühne Sieger...
Wenn die ersten Veilchen blühn
Ist die Rosenzeit nicht fern.
Mädchenwangen rosig glühn,
Trifft sie ein geliebter Stern.
Scheitert an der Blicke Klippen
Nicht der Mund zu bittrem Leid,
Von den Augen zu den Lippen
Ist es dann nicht allzuweit....
Nun seh' ich wieder
Die Veilchen blühn;
Sie winken freundlich
Mich zu sich hin.
An jenem Hügel,
Wo sie so schön,
So stärkend duftend,
So lieblich stehn,
Hier will ich lernen
Gern niedrig seyn,
Und meines Lebens
Mich dort zu freun....