Mathilde von Bayern

  • Wir standen stumm uns gegenüber,
    die Augen heiß, der Atem schwer.
    Jäh brannten alle Kerzen trüber.
    Und heitre Menschen um uns her!

    Da nahmst du zitternd meine Hände,
    wir schwiegen, blickten irr im Kreis —
    und wußten wohl: Dies war das Ende!
    Und...

  • Ein Geigenschluchzen, Jauchzen, Singen
    ein herzverwirrendes Getön!
    Ein leidenschaftlich schwüles Klingen,
    erschreckend fast, und dennoch schön!

    Noch wucherten am Felsgelände
    die wilden Rosen weiß und rot —
    und fühlten schon die Sommerwende
    und...

  • Was Wunsch heißt und Verlangen, war mir ferne.
    Es schwieg mein Herz. Und meine Sehnsucht schlief.
    Da kam's. Und vier erschrockne Augensterne
    versanken ineinander, heiß und tief.

    Ein banges Staunen und ein wehes Brennen,
    ein Geben, Nehmen — ach, der süße Tausch...

  • Uebers Dorf hin blinkt der Mond
    aus den Wolkenrissen,
    und ein Mädel jung und blond
    wacht in schwülen Kissen.

    "Lieber Mond, o sag mir's doch,"
    lispelt sie fein leise,
    "liebt der Hans mich treulich noch
    in der alten Weise?"

    Und der Mond am...

  • Die alte Xenja, die lacht so schrill.
    Und fragt dich: " Was macht mein Täubchen Cyrill?
    Der ist in den Krieg gegangen!"

    Die alte Xenja, die lacht so schrill.
    Und winselt: „Mein Söhnchen, mein schöner Cyrill,
    hat dich der Feind gefangen?"

    Die Xenja, die...

  • Was suchst du, Mädel, du lachendes Kind?
    - "Ach, weißt du nicht Hecken, wo Veilchen sind?" -
    Du! Kennst du das Märchen der Märzmondnacht?
    Schon blühen die Veilchen. Nimm dich in acht,
    daß nicht dein Herz, wenn es dürstend erbebt,
    das kalte Märznachtmärchen...

  • Heidideldei, heidideldei,
    wie lustig ist's im Monat Mai!
    Die dümmste Gans hat ihren Schatz,
    mich heißen sie den wüsten Fratz.

    Heidideldei, heidideldei,
    wie schön ist, ach, ein Tanz im Mai!
    Im Friedhof liegt der alte Franz,
    den holt man auch nicht...

  • Es knarrt des Turmes Wetterfahn'
    die alte Melodei.
    Ein Stallknecht fängt zu pfeifen an:
    "Es waren Jungfern drei,
    juhee, juhee,
    ei weh!"

    Du windgezauster Wetterhahn,
    hast du viel Glück gesehn?
    Erzähl, wer fuhr in leichtem Kahn
    einst...

  • Unter Akazien liegt der Zigeuner,
    lacht und fiedelt, ein richtiger Streuner,
    jubelnd und jauchzend zittert sein Lied,
    weil er Schön-Mara im Maisfeld sieht.

        "He, du, Zigeuner, du dreckiger Mann,
        was funkeln so frech deine Augen mich an?
        Mein...

  • Im Reif des Morgens fand ich heut
    zwei Veilchen auf den Weg gestreut,
    erfroren, sturmverweht.

    Den ganzen Tag war immerzu
    in mir ein Bangen ohne Ruh,
    ein fragendes Gebet —

    Und leis am Abend kam's heran
    und sah mich stumm und klagend an —
    ...