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    1.
    Die stunden werden tage,
    Weil ich, mein Licht! von dir entfernet bin:
    Flieht, stunden, flieht doch bald dahin!
    Daß ich nicht mehr auf das verhängniß klage.
    Denn länger ohne dich, o Flavia! zu seyn,
    Ist eine höllen-gleiche pein.
    ...

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    Du hast die arme bien' ohn alles recht erdrückt,
    Ob gleich ihr zarter stich dein süßes fleisch verletzet.
    Denn als sie deinen mund, den schönen mund, erblickt,
    So hat sie freylich wol den stachel angesetzet;
    Doch sinne nur recht nach, warum sie es gethan?
    Sie sahe...

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    Ich stieg auf einen fels, die Liebe stieg mir nach:
    Ich sprung in eine bach, so schwam sie mir entgegen.
    Ich lief und floh vor ihr aus äusersten vermögen,
    Sie aber folgte mir durch alles ungemach.
    Ich suchte zwar nächsthin in angelegnen hecken,
    Wo dicke finsterniߑ und...

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    1.
    Wer kan der süßen macht der liebe widerstehn?
    Es muß der strenge Mars in ihren banden gehn.
    Was ist wol in der welt, das ihr nicht dienen müsse?
    Lufft, erd‘ und himmel liebt. So weit die sonne sticht,
    Legt ihr ein ieder mensch das herze vor die füße;
    ...

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    O Chloe! Höre du!
    Der neuen Laute zu,
    Die jüngst, bey stiller Nacht,
    Mir Cypripor gebracht.
    Nimm diese, war sein Wort,
    Statt jener Stolzen dort.
    Die buhlt so lange schon
    Um Pindars hohen Ton:
    Doch da sie Siegern fröhnt,
    ...

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    O Traum, der mich entzücket!
    Was hab ich nicht erblicket!
    Ich warf die müden Glieder
    In einem Thale nieder,
    Wo einen Teich, der silbern floß,
    Ein schattigtes Gebüsch umschloß.

    Da sah ich durch die Sträuche
    Mein...

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    Seht den holden Frühling blühn!
    Soll er ungenossen fliehn?
    Fühlt ihr keine Frühlingstriebe?
    Freunde! weg mit Ernst und Leid!
    In der frohen Blumenzeit
    Herrsche Bacchus und die Liebe.
    Die ihr heute scherzen könnt,
    Braucht, was euch...

  • Amor, Vater süsser Lieder,
    Du mein Phöbus, kehre wieder!
    Kehre wieder in mein Herze!
    Komm, doch mit dem schlauen Scherze.
    Komm und laß zugleich Lyäen,
    Dir zur Seite lachend gehen.
    Komm mit einem holden Kinde,
    Das mein träges Herz entzünde,
    Und durch feuervolle Küsse
    Zum Horaz mich...

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    Da auf rauschendem Gefieder
    Zephyr uns den Frühling bringt:
    So erwacht die Freude wieder;
    Alles lacht und scherzt und singt.
    Tanzt, o tanzet, junge Schönen!
    Meiner sanften Leyer nach,
    Welche nie mit leichtern Tönen
    Unter meinen Händen...

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    Dich, Laura, seh ich? Dich, Petrarchs Geliebte?
    Dieß ist das himmlische Gesicht,
    Auch dem ein Himmel, den sie oft betrübte,
    Durch Grausamkeiten strenger Pflicht?

    Du blaues Auge, schmachtend vom Verlangen,
    Das Laurens Mund verschweigen muß!
    O...