Da auf rauschendem Gefieder
Zephyr uns den Frühling bringt:
So erwacht die Freude wieder;
Alles lacht und scherzt und singt.
Tanzt, o tanzet, junge Schönen!
Meiner sanften Leyer nach,
Welche nie mit leichtern Tönen
Unter meinen Händen sprach.
Alles fühlet nun die Triebe,
Die kein Herze stets verschwur:
Alles ladet euch zur Liebe,
Jugend, Frühling und Natur.
Wie bekannt wird euerm Ohre
Nun die Stimme schlauer Lust!
Und wie sträubt im regen Flohre
Sich die halbumflohrte Brust!
Sollt ihr eine Wollust meiden,
Die den Weisen selbst bethört,
Und mit Bildern trunkner Freuden
Auch der Frommen Andacht stört?
Dürft ihr die Natur verdammen?
Ihr aufrührisch widerstehn?
Uns mit Liebe zu entflammen,
Schönen! wurdet ihr so schön.
Liebet, weil ihr lieben sollet!
Fliehet Platons Unterricht!
Wenn ihr niemals küssen wollet,
O so liebet lieber nicht.
Weg mit Liebe, die nur denket,
Und, voll Schul-Gelehrsamkeit,
Stets im kalten Ernst versenket,
Auch Begierden sich verbeut!
Als in jenen dunkeln Jahren
Amor ganz platonisch hieß,
Und ihm von bestäubten Haaren
Keine Rose düftend blies:
Flog er fern vom stillen Scherze,
Bis zum Sirius hinauf,
Und besorgte seine Kerze
Schlechter, als der Sterne Lauf.
Ihn vom Himmel abzubringen,
Da ihn Erd und Menschheit rief;
Kürztet ihr die stolzen Schwingen,
Holde Nymphen! da er schlief.
Da der Himmel ihm entgangen,
Flattert nun der Gott der Lust
Um die rosenvollen Wangen
Und um jede Liljen-Brust.
Aber wie an Frühlings-Morgen
Einer jungen Rose Pracht,
Würdig Zephyrs liebster Sorgen,
Würdig aller Wünsche, lacht;
Die bis Titans niedrer Wagen
Sich im Abend-Meer verliert,
Welket und in künftgen Tagen
Keine Blicke mehr verführt:
So verblühn mit kurzem Prangen
Auch die Bluhmen unsrer Lust,
Diese Rosen frischer Wangen,
Diese Liljen einer Brust.
Amor, fliehend, folgt der Jugend;
Und es fesselt nur Verstand,
In dem Schoose sanfter Tugend,
Ihn durch ein beglücktes Band.