• [88] BEGEGNUNG IN DER KASTANIEN-ALLEE

    Ihm ward des Eingangs grüne Dunkelheit
    kühl wie ein Seidenmantel umgegeben,
    den er noch nahm und ordnete: als eben
    am andern transparenten Ende, weit,

    ...

  • Was Wunsch heißt und Verlangen, war mir ferne.
    Es schwieg mein Herz. Und meine Sehnsucht schlief.
    Da kam's. Und vier erschrockne Augensterne
    versanken ineinander, heiß und tief.

    Ein banges Staunen und ein wehes Brennen,
    ein Geben, Nehmen — ach, der süße Tausch! -
    Ein selig Zittern, schweigendes Erkennen,
    und aller Menschenfreude schönster...

  • Führte zu dir mich des Zufalls Spiel,
    oder war es ein Gott mit Willen und Ziel?
    Ich mag nicht fragen; ich weiß es nicht.

    Doch in meiner Stube war so viel Licht,
    als wär’ von den Abendwolken allen
    die rosigste just herniedergefallen,
    und es war ein Klingen fern und nah’,
    und eine längst...

  • Nun rufen lange schatten mildre gluten
    Und wallen nach den lippen kühler welle
    Die glieder die im mittag müde ruhten -
    Da kreuzest unter säulen Du die schwelle.

    Die blicke mein so mich dem pfad entrafften
    Auf weisser wange weisser schläfe sammt
    Wie karg und scheu nur wagten sie zu haften -
    ...

  • Du holde Traumgestalt,
    Wie aus verschwundnen Zeiten,
    Wie kommt's, daß du so kalt
    Mir kannst vorüberschreiten?
    Und doch - dein Aug', das klare,
    Nachleuchtet gnadenmild,
    Als blickte vom Altare
    Ein sanft Madonnenbild.

    Und kommt ein andrer Tag,
    Am selben öden Orte...

  • Du hast mich längst verlassen,
    Längst hin ist Lust und Weh';
    Doch rührt mein Herz sich leise,
    Wenn ich dein Antlitz seh'.

    Dein Reiz ist lang verwelket,
    Mir blühet ewig jung
    Auf deinen bleichen Wangen
    Sel'ge Erinnerung.

    Es steht die alte Gasse
    Sehnsüchtig...

  • Wir gingen aneinander vorbei,
    In halbdunklen Korridoren,
    Im Saale tönt helle Tanzmusik,
    Klang draußen so traumverloren.

    Wir gingen aneinander vorbei,
    In stille Gedanken versunken,
    Dann blieben wir beide plötzlich stehn,
    Und es sprühten herüber die Funken.

    Wir gingen...

  • Nehmt die Salbenfläschchen und nehmt den Spiegel,
    meine Schleier nehmt, - die goldenen Spangen -
    und geht Mädchen! - geht! - ehe der Krug euch antreibt,
    den ich hebe - Kreischende! euch zu treffen! -
    Nein, du bleibe, Lyka! - Du allein bleibe!
    Sage drunten: "Fausta wird morgen tanzen,
    morgen eure Augen mit Nacktheit...

  • Ich hab' einen Burschen geseh'n,
    Der mich an frühere Tage gemahnte,
    Als ich der Erde Weh'n
    Und Leiden all noch nicht kannte.
    Ihm glänzten die Augen so blank,
    Wie jene, die ich einst liebte,
    Er war mit der Rede so frank,
    Gleich dem, der einst mich so sehr betrübte. -
    Ob's ihm mit mir wohl...

  • Du kennst mich nicht mehr.
    Die Zeit verändert sehr.
    Dein Hündchen kläffte mich an.
    Ich dachte wieder daran,
    wie's uns gewaltig erschreckt,
    aus süßem Schlummer geweckt.
    Wir haben herzlich gelacht.
    Es war in der ersten Nacht. (S. 27)...