Die Begegnung

Nehmt die Salbenfläschchen und nehmt den Spiegel,
meine Schleier nehmt, - die goldenen Spangen -
und geht Mädchen! - geht! - ehe der Krug euch antreibt,
den ich hebe - Kreischende! euch zu treffen! -
Nein, du bleibe, Lyka! - Du allein bleibe!
Sage drunten: "Fausta wird morgen tanzen,
morgen eure Augen mit Nacktheit füllen,
und - vom Unflat eurer Lüste besudelt -
morgen lachen und alle Nächte lachen!" -
Aber heute nur vergönnt mir das Dunkel,
ungeschminkt Gesicht und ungekämmtes Haar,
und das Bette, von keiner Lust geschaukelt,
heute, da ich Ungewarnte, - die lachend
übers Forum schritt! - dem Petron begegnet!

Aus: Alma Johanna Koenig Liebesgedichte
F. G. Speidel'sche Verlagsbuchhandlung Wien und Leipzig 1930

Collection: 
1930

More from Poet

  • Nun lern ich's, mich zu freuen
    wie ich es nie gekonnt.
    Tagtägliches Erneuen
    ist heimlich übersonnt.

    Ich weiß nicht wie mir würde,
    käm Liebe noch einmal.
    Sie war so große Bürde,
    sie war so lange Qual....

  • Schon kommt die Jugend, so wie Amseln kommen:
    du hältst nur still und äugend sind sie da!
    Ich habe manche Beichte schon vernommen
    sehr junger Herzen, denen süß geschah.

    Halt ich noch stiller, wird's vielleicht geschehen,
    daß...

  • Jeden stillen Abend bet ich für dich,
    sonst fänd ich nicht Schlaf noch Rast.
    Mit gefalteten Händen nehm ich auf mich,
    was vielleicht du gesündigt hast.

    Jeden stillen Abend küss ich dein Bild,
    - ich hab mich bescheiden gelernt...

  • Soll ich, nach so langem, krankem Sehnen
    endlich fremdes Land bestaunen?
    Endlich lehnen
    an der Reling weißen Schiffes,
    heißen Griffes
    meine bange Hand in deiner braunen?

    Wird die fremde Küste nicht entgleiten,...

  • Schon immer war mir der Frühling freund
    wie jedem, der ihn besang,
    doch diesjahrs kommt er bekränzt und gebräunt
    und mit lachendem Überschwang.
    Er gibt mir Wiesen und Hain und Wald,
    eigen Hof, eigen Haus und Getier
    ...