• Der Sterne Reich, die irdischen Gefilde
    Beherrschte einst der Märchengeist; als Blüthe,
    Als Stern verschied das Herz, das schmerzlich glühte,
    Zum Menschen ward der Rose Duftgebilde.

    Des Märchenschicksals launigbunte Milde
    Hegt noch Natur im innersten Gemüthe,
    Die Wunder einer längstverklung'nen Mythe
    ...

  • Der Götterknabe naht auf blühenden Schwingen;
    In seinen Anblick ist die Welt versunken;
    Aus Aetherblau, aus Blumen und aus Funken
    Der neuen Sonne webt er Zauberschlingen.

    Bald wird sein Zauber jedes Herz durchdringen,
    Bald feiert ihn die Erde wonnetrunken;
    Doch mag er auch mit tausend Siegen prunken,
    ...

  • Der Held gehorcht, er will im Kampf gesunden,
    Ihr Lächeln ist der Balsam seiner Wunden,
    Und mit dem Lorbeer schmückt sie seine Gruft.

    Dort küßt sie in der Rosen üpp'gem Duft
    Des Sängers Mund; er hat den Gott empfunden;
    Des Schweigens ist die Lippe jetzt entbunden
    Und von Gesängen tönt die Frühlingsluft.

    ...
  • Gleich der Rose auf den Auen,
    Bist du Liebste anzuschauen!
    Lieder preisen dich und Rose;
    Zwar nicht wie im Abendgrauen
    Rosenlob der Nachtigallen
    Tönt mein Lied; doch auch im rauhen
    Klang ist süß das Lob der Liebe.
    Kann ich doch auf Nachsicht bauen,
    Denn wer schwiege, dich erblickend...

  • Doch den Reden traut' ich nicht:
    Täuschend sind gar oft die Worte,
    Täuschen den sogar, der spricht.

    Aber als in deinem Auge
    Eine heiße Thräne stand,
    Fühlt' ich bald, daß ihre Sprache
    Meinen Zweifel überwand.

    Aus dem Herzen kommt die Thräne,
    Und sie täuscht die Herzen nicht;
    ...

  • Siehst du nicht am Seesstrande
    In dem Zauberschloß die Fee?
    "Nur ein Garten ruht am Lande
    Und erblühet, wie ich seh."

    Siehst du nicht des Herzens Wonne,
    Ihrer Augen goldnes Licht?
    "Ich erblicke nur die Sonne,
    Die an weißer Wand sich bricht!"

    Siehst du purpurn nicht die Wangen
    ...

  • Und von neuem glüht dein Herz?
    "Eher liebend untergehen,
    Als den Tod des Herzens sehen."

    "Kaum entflohn dem Wellentod,
    Steigt der Seemann in das Boot,
    Zieht es vor im Meer zu sterben,
    Als am Lande zu verderben."

    Aus: Edmund Dorer's Nachgelassene Schriften
    Herausgegeben von...

  • Düstre Wolken, Wetterleuchten
    In der schwülen Sommernacht;
    Doch durch Dunkel und durch Blitze
    Dringt des Mondes helle Pracht.

    Liebste, wie ein Wetterleuchten
    Zuckt in dumpfer Brust die Qual,
    Aber in die dunklen Gluten
    Lächelt deines Auges Strahl.

    Aus: Edmund Dorer's...

  • Junge Pappeln kann ich biegen,
    Daß ihr Stamm in Splitter bricht,
    Einen Stier kann ich bezwingen,
    Doch dein Herz, Geliebte, nicht.

    Schmettert, eherne Trompeten,
    Öffnet schnell dem Stier das Thor!
    Dir zu Ehren wird ihn fällen,
    Spaniens kühner Toreador.

    Sehe dort den Nebenbuhler
    ...

  • Führt mein Feind dich zum Altare;
    Aber dann in stiller Kammer
    Ruh' ich auf der Totenbahre!

    Purpurn werden dir die Rosen,
    Schöne Braut, das Haar bekränzen,
    Während auf mein bleiches Antlitz
    Traurig weiße Kerzen glänzen.

    Fallen Blüten auf dich nieder
    Bei dem Schall der Hochzeitslieder,...