• Im Wald entspringt die Quelle
    So warm, aus Erdenschooß,
    Daß immer grün die Stelle,
    Wo sie herniederfloß.

    Wenn ringsumher erstarrte
    Natur, im Eiseswehn,
    Dort Halm und Blatt verharrte
    Noch maiengrün und schön.

    Sag nicht, Dir sei erstorben
    Die Welt und ihre...

  • Es hat der Felsen die Tanne geliebt
    Und hat sie auf Händen getragen,
    Hat niemals ihr fröhlich Wachsen getrübt,
    In der Jugend blühenden Tagen.

    Für ewig wähnte der Fels sie Sein,
    Weil sie so fest ihn umschlungen,
    Weil in sein altes, hartes Gestein
    Der Liebe Würzlein gedrungen.
    ...

  • Es stand der Fels in Sonnengluth
    Den Tag entlang,
    Sie hat am Herzen ihm geruht,
    Bis Untergang.

    Was Wunder, daß er rosgen Schein
    Zu Thal gesandt?
    Ist doch der arme alte Stein
    In Lieb entbrannt!

    Und giebt der Erde scheu zurück
    Den warmen Strahl,...

  • Die Freude kehrte bei mir ein,
    Ich schmückte Haus und Herz,
    Der Göttin bracht ich Opfer dar,
    Mit Tanz und Sang und Scherz.

    O liebe Freude, weile doch,
    Du bist so wunderschön, -
    Wie wandelst Du so duftig, leicht,
    Singst himmlisches Getön!

    Sie sah mir in die Augen tief...

  • Der Baum ist die Leyer,
    Der Sänger der Wind,
    Er weiß sie zu spielen,
    Bald stark und bald lind.

    Er singet Balladen,
    Er schmeichelt, er preist,
    Erzählt, wie er sieghaft
    Die Welt hat umkreist.

    Es flüstert die Leyer,
    Sie braust und sie weint,
    Und...

  • Mir ist es zu knapp in der Welt,
    Zu enge der Wolken Gezelt,
    Ich will laufen!
    Zu leise der Sphärengesang,
    Ein Jammer der irdische Klang,
    Ich will brausen!

    Zu langsam die Sonne sich regt,
    Die Erde zu flau sich bewegt,
    Ich will schütteln!
    Der schläfrige Mond und der...

  • Wars daß der dunkle Tannebaum
    Die Buche sich erkor?
    War sies, die sich im Jugendtraum
    In seinem Arm verlor?

    Sie halten sich umschlungen fest
    Für alle Lebenszeit,
    Es schmückt sein düsteres Geäst
    Ihr wechselnd Farbenkleid.

    Und da ihr Kleid zur Erde fällt,
    ...

  • Es ist das Glück ein Schmetterling,
    Der flattert, farbenprächtig,
    Von Blum zu Blume, schlürft den Thau
    Und schaukelt sich bedächtig.

    Sein Weg ist Luft, sein Lieben Rausch,
    Sein Sinn dem Licht entgegen,
    Nicht Körper-, nicht Gedankenlast
    Hemmt seiner Flügel Regen.

    Doch...

  • Und ist die Liebe Sünde,
    Wer hat sie denn gemacht?
    Und ist es Höllenfeuer,
    Wer hat es denn entfacht?

    Und ist sie ungeberdig,
    Wer hat sie so gewollt?
    Und ist sie zu tyrannisch,
    Wer hat darob gegrollt?

    Die Lieb ist Trank und Speise,
    Die Lieb ist höchste...

  • Ueber die weiße Fläche
    Gleitet ein todtes Blatt,
    Das der Baum ließ fallen,
    Der Wind gejaget hat.

    So fällt ein todtes Herze
    Herab vom Weltenbaum,
    Willen- und planlos flatterts
    Allein durch weiten Raum.

    aus: Meine Ruh von...