Es ist das Glück ein Schmetterling,
Der flattert, farbenprächtig,
Von Blum zu Blume, schlürft den Thau
Und schaukelt sich bedächtig.
Sein Weg ist Luft, sein Lieben Rausch,
Sein Sinn dem Licht entgegen,
Nicht Körper-, nicht Gedankenlast
Hemmt seiner Flügel Regen.
Doch ach! die Farbenpracht ist Staub,
Sein Leben eine Stunde,
Sein Lieben ist ein Augenblick,
In duftger Blüthenrunde.
O rühre nicht den Falter an,
Zu hart sind Deine Hände,
Zu dumpf ist Deines Hauses Luft,
Zu rauh sind seine Wände.
Er flattert sich die Flügel lahm,
Und streift den Staub von hinnen; -
Im Abendschatten liegt er todt,
Und Deine Thränen rinnen.
aus: Meine Ruh von Carmen Sylva
Höhen und Tiefen
Zweite Auflage Berlin 1885