Und ist die Liebe Sünde,
Wer hat sie denn gemacht?
Und ist es Höllenfeuer,
Wer hat es denn entfacht?
Und ist sie ungeberdig,
Wer hat sie so gewollt?
Und ist sie zu tyrannisch,
Wer hat darob gegrollt?
Die Lieb ist Trank und Speise,
Die Lieb ist höchste Kraft,
Die Lieb ist Göttergabe,
Die Lieb ist Lebenssaft.
Doch wehe, wer die Göttin
In niedre Bahnen schleift!
Sie sengt die frechen Hände,
Die sie zu rauh gestreift.
aus: Meine Ruh von Carmen Sylva
Höhen und Tiefen
Zweite Auflage Berlin 1885