• An die Horen.

          Schöne himmlische Schwestern, leichte Horen,
    Die ihr auf Aetherflügeln Schmerz und Freude
    Zu den Sterblichen bringt, und Nacht und Morgen
               Wechselnd heraufführt;
    5 Hört, o Töchter Kronions, mich! so lang noch
    Locken der Jugend meine Stirn umkränzen,
    Schwebt in ernster Gestalt vor meiner heitern
              ...

  • Von dir, o Liebe, will ich singen!
    zwar deinen Reizen, deiner Macht,
    sind schon so viele Millionen
    elender Verse dargebracht;
    5 es dürfte also schwerlich lohnen
    stolze, dir noch ein neues Lied
    voll deines Lobes darzubringen,
    zumal vor Aerger leicht die Wange glüht,
    wenn man sich selbst ein wenig fühlet,
    10 und sich ganz leis’...

  • An die Muse.

          Die ekle Welt, der Mode Thorenspiel
    Und Tüncherey zum Spotte hingegeben,
    Hat längst verlernt das kindliche Gefühl
    Der Urnatur und ihr bescheidnes Leben.

    5       Sie achtet wenig auf den stillen Geist
    In Wort und That; mit Rednermeteoren,
    Mit allem, was nur schäumt und prunkt und gleißt,
    Füllst du ihr leicht die Augen...

  • [154] An die Muse.

    Hier nimm die sanfte Leyer wieder,
    O Muse, die du mir geliehn:
    Nun sing ich weiter keine Lieder,
    Die von der Jugend Freuden glühn.

    5 Verzeih, wenn ich zu schwach gespielet...

  • [5] An die Muse.

    Scherzhafte Muse, meine Freude,
    Die in zufriedner Einsamkeit
    Mich oft, entfernt vom Stolz und Neide,
    Mehr, als ein lautes Glück erfreut:
    5 Laß dich in Auen, Büschen, Gründen,...

  • An die Nymfen.

    Schüzt allgütig, ihr Nymfen, die Stäte des heiligsten Bundes,
          Nimmer bekränze der Fraun hier der Mänade den Kelch;
    Nur den Grazien spendet beim Reigen die duftenden Glöckchen,
          Welche die Schläfe des Mais, schimmernd wie Silber, umblühn.

  • [166] An die Parzen.

    Nur Einen Sommer gönnt, ihr Gewaltigen!
    Und einen Herbst zu reifem Gesange mir,
         Daß williger mein Herz, vom süssen
              Spiele gesättiget, dann mir sterbe...

  • O, liebes Vöglein, nicht entweich’,
    Verlaß nicht deinen schwanken Zweig;
    Ein armes Herz kommt thränenreich
         Dein klagend Lied zu hören.

    5 Noch einmal diesen süßen Ton!
    Ich merke auf, behalt’ ihn schon,
    Vielleicht wird sie gerührt davon
         Und wird mich dann erhören.

    Sag, war dein Liebchen falsch gesinnt,
    10 So leicht und...

  • [112] An die jungen Dichter.

    Lieben Brüder! es reift unsere Kunst vielleicht,
    Da, dem Jünglinge gleich, lange sie schon gegährt,
         Bald zur Stille der Schönheit;
              Seyd nur fromm, wie...

  • [80] An ein Veilchen.

    Mein Veilchen, laß die Schmeicheleyen
    Des jungen Zephyrs dich nicht reuen,
    Du unsrer Gärten erste Zier!
    Dich soll ein schöner Loos beglücken;
    5 Den schönsten Busen sollst du...