• Wer hätte das gedacht!
    Das kam wohl über Nacht.
    Denn als ich aufgewacht,
    Da warst auf einmal du
    Mein kleiner Herztyrann.
    Sieh doch mal einer an,
    Was Amors alles kann.
    Schon weiß ich, was ich tu,
    Damit du gnädig bist,
    Und mich nicht gleich vergißt:
    Ich mach dir dies...

  • War ein Knab mit schwarzem Haar,
    Seidenschwarzen Augen,
    Und sein voller, roter Mund
    Mocht zum Küssen taugen.

    Wenn der Mond am Himmel stand,
    Küßt' er hier und küßte dort,
    Mochte nirgends weilen,
    Immer zog er weiter fort.

    Ritt wohl in ein fernes Land,
    Tät...

  • Du bist so bleich geworden
    Seit ich dich nicht mehr sah.
    So nah ist dir's gegangen, daß ich so ferne war?
    Sieh, heut nacht wolln wir
    Unter dem Silbermond
    An unserer alten Linde stehn
    Und wieder froh sein.
    Sieh, ich hab um dich gerungen
    Und bin deiner wert geworden.
    Denn dein Ring...

  • Ach, ich kann dich nicht verwinden.
    Ach, nicht kann der Dichtergriffel
    Dich aus meiner Seele merzen.
    Ach, ich seh auf Buchenrinden
    Glänzen eingeschnittne Herzen.
    Ach, der laue Mondenschein
    Glänzt so bräutlich durch den Hain.
    Ach, kämst du doch heut gegangen,
    Ach, wie wollt ich dich umfangen,...

  • Die Augen schließ ich. Schall erfüllt den Pfad
    Des Festzugs. Wagen, Reiter, Mann an Mann.
    Des Volkes Staunen bei dem Viergespann,
    Das langsam naht mit dir im Hochzeitsstaat.

    Die Augen öffne ich. Der Traum zerrann.
    Die Wolken sinken, und der Abend naht.
    Ein Scherenschleifer tritt und tritt sein Rad....

  • An Else M., die ich liebe, wie keine

    Du fragst, warum ich dir nicht nah,
    Wo du doch für mich blühen willst?
    Ich habe Furcht vor dir,
    Weil du zu schön bist.
    Auch rollt mein Blut zu schwer
    Durch meine...

  • An Emma R.

    Ach, du bist wunderschlank und schön,
    Wenn ich dich seh, muß ich einsam gehn.
    Es gibt nichts Schöneres, wie dich.

    Ach Worte sind zu blaß, um dir zu malen,
    Wie deine Märchenaugen strahlen...

  • In meinem Herzen steht ein Tempel.
    Der Schönheit hab ich ihn geweiht,
    Der Göttertochter, die erhaben
    Gebietet der Unendlichkeit.

    Ihn deckten Staub und Spinneweben,
    Lang stand er in die Nacht versenkt,
    Da nahtest du, vor deinen Augen
    Klafften die Tore, freigesprengt.

    ...

  • Bin der Liebsten nachgeschlichen
    Durch die dunkle Kirchenpforte.
    War sonst selten, ach recht selten
    An dem düstren, heilgen Orte.

    Im Stuhle saß ein alter Mönch.
    Dem trug sie ihre Sünden vor.
    Ach, ihre lieben, jungen Sünden
    Sagt' sie dem Greise in das Ohr.

    Der...

  • Willst du denn, daß ich ganz zu Grunde geh?
    Du weißt, du schlugst mich oft schon,
    Wenn ich dich bat um einen Strahl der Höh.
    Ich trug's, denn endlich hofft ich Lohn.

    Warum von neuem folterst du mich jetzt
    Wo ich die ganze Nacht durch mit dir rang?
    Was hab ich dich denn gar zu sehr verletzt.
    ...