Stimme aus der Tiefe

Willst du denn, daß ich ganz zu Grunde geh?
Du weißt, du schlugst mich oft schon,
Wenn ich dich bat um einen Strahl der Höh.
Ich trug's, denn endlich hofft ich Lohn.

Warum von neuem folterst du mich jetzt
Wo ich die ganze Nacht durch mit dir rang?
Was hab ich dich denn gar zu sehr verletzt.
Ich will Erhörung, ich fleh nicht mehr lang!

Bist du der Liebe Gott, so gib mir Teil an ihr
Und zeig mir nicht bloß Schemen, die entglitten.
Ich hoffe noch: ein Glücksstrahl neigt sich mir,
Doch kann ich nicht mehr warten, lange bitten.

Collection: 
1912

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(Flüchtiger Entwurf)

Manchmal noch höre ich
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In dem dunklen Gemach
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Und in dunkeln...

An Hildegard K.

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Laß mich tauchen darein,
Laß mich zur Tiefe gehn.

Steigt der Bergmann zum Schacht
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Über der Erze...

In deinem Herzen ist der Berg der Qual.
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Eine Heimat wüßte ich uns beiden,
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(Die Ruhigen / Erste Fassung)

So ruhig, wie ein Boot im stillen Hafen
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