• Der Tag wird kommen, der das Räthsel löst,
    Das einen Abgrund zwischen uns erschlossen.
    Kein Balsam, den die Zeit in Wunden flößt,
    Sind solche Thränen, die der Schmerz vergossen.

    Ich klage dich nicht an. Du bist im Recht.
    Ich kann nur klagen, daß ich dich verloren,
    Nicht weil den Schild ich fortwarf im...

  • Wenn über Nacht dir eine Thräne kommt,
    Dann denke mein;
    Auch wenn es nichts mehr meiner Sehnsucht frommt
    In ferner Meere Wetterschein.

    Wenn über Tag ein Maienstrahl dir lacht,
    Dann denke mein;
    Auch wenn ich dulde in der tiefsten Nacht
    Des Kummers und der Seelenpein.

    ...

  • Sie sagten oft, du seiest streng und kalt
    Und deine junge Seele zugeschlossen
    Für jeder Liebe sonnige Gewalt.

    Wie Amazonen auf unbänd'gen Rossen
    Mit Löwentrotz hinstürmen in die Schlacht,
    Noch trotzig ernst, selbst durch die Brust geschossen;

    Wie vor dem Parthenon in Erzespracht...

  • Es mußte wohl so kommen, weil wir Menschen sind.
    Ich weiß es wohl, weil Göttlichkeit ich dir geliehn
    Und dich verehrt wie ein erhabnes Himmelsbild,
    Drum blicktest du mit Scheue auf den Gläubigen,
    Besorgt vor jenem Tage, da sein trunkenes
    Gemüth ernüchtert inne ward, daß sein Idol
    Ein irdisch Wesen und ein Weib wie...

  • Endlich Entscheidung - und ewig verloren,
    Ewig verstoßen - O still, ihr Klagen
    Traumentnüchterter Treugelübde!
    Warum athmet ihr frei nicht auf nun,
    Daß es erreicht und gewichen der Zauber,
    Leben gewann die Marmorgöttin,
    Leben - um euch hinwegzuschleudern,
    Als zu menschlich, zu arm und arglos,...

  • Durch Wildniß schweif' ich hingesunkner Trümmer;
    Wie konnte solche Herrlichkeit vergehn,
    Die in jahrtausendaltem Schimmer
    Im Tod noch lächelt stolz und jugendschön?

    O still! Wenn selbst des Glaubens Säulen sanken,
    Ein Hauch, ein Schatten höchste Seligkeit,
    Vergänglich sind die leuchtendsten Gedanken -...

  • Ob du mich je geliebt, ich weiß es nicht,
    Ob Lästerzungen deine Gunst mir stahlen,
    Ob du mir je gezürnt, ich weiß es nicht,
    Das weiß ich nur, daß hoffnungslos die Qualen.

    Ob ich den Keim zertreten unbewacht
    Der leisen Neigung, die mir schüchtern blühte,
    Ob du mich haßtest wie den Geist der Nacht,...

  • Noch jeder Tag, da ich dich sah,
    Hat mir ein goldnes Lied gebracht.
    Gedacht' ich dein in Sturm und Nacht,
    War mir die hohe Göttin nah
    Und hat mich heimlich angelacht
    In aller Pracht.

    Umflossen war die ganze Welt
    Von rothem Morgensonnenlicht,
    Wenn mir dein theures Angesicht,...

  • Als ich dich liebte, liebt' ich auch die Gotteswelt,
    Und alle Menschen schienen mir erhabener.
    Seit du mich aufgegeben, - wie vom Blitzesstrahl
    Getroffen sank die reiche Welt zu Trümmerschutt.
    Ob Nacht, ob Tod hereinbricht, ew'ge Wintersnoth -
    Was liegt daran? - ob alle Menschen Larvenschwarm,
    Ob jede Tugend...

  • So sollen sich die Wege scheiden
    Von heute an auf immerdar.
    Nie wieder lacht der Stern uns Beiden,
    Der uns begleitet manches Jahr.

    Du hast's gewollt. Du hast zerrissen
    Der Herzen kaum gewobnes Band.
    So lösch auch nun in Finsternissen
    Des Angedenkens letzten Brand.

    Du...