Ob du mich je geliebt, ich weiß es nicht,
Ob Lästerzungen deine Gunst mir stahlen,
Ob du mir je gezürnt, ich weiß es nicht,
Das weiß ich nur, daß hoffnungslos die Qualen.
Ob ich den Keim zertreten unbewacht
Der leisen Neigung, die mir schüchtern blühte,
Ob du mich haßtest wie den Geist der Nacht,
Wie einen Dämon, den die Höll' umglühte,
Ich weiß es nicht. Das Eine weiß ich klar:
Daß du mir tausendmal im Traum erschienen,
Daß du mein Sein, mein Denken Jahr um Jahr
Beherrschtest, als ein Sclave dir zu dienen,
Zu dir zu beten, wie ein Kranker, wund
An Leib und Seele, betet zur Madonnen,
Daß sie ihn fröhlich mache und gesund,
So reich an Wundern wie die Frühlingssonne.
Das Eine weiß ich, daß ich nie gewagt,
Mich gegen deine Schönheitsmacht zu wehren,
Noch wie ein Mann verlangend, unverzagt
In derber Liebesglut dich zu begehren.
So löst der Zweifel sich in Trauer auf,
Daß nun die Zukunft ew'ge Trennung fodert.
Du bleibst, was du mir warst, im Lebenslauf,
So lang ein Athem diese Brust durchlodert:
Ein holdes Bild dereinst'ger Seligkeit,
Ein unerreichbar Ziel für kühnes Streben
Und eine Bürgschaft, daß im Erdenstreit
Ein Götterstrahl durchleuchte dieses Leben.