Abschied

Endlich Entscheidung - und ewig verloren,
Ewig verstoßen - O still, ihr Klagen
Traumentnüchterter Treugelübde!
Warum athmet ihr frei nicht auf nun,
Daß es erreicht und gewichen der Zauber,
Leben gewann die Marmorgöttin,
Leben - um euch hinwegzuschleudern,
Als zu menschlich, zu arm und arglos,
Und versank dann wieder in Stille
Lächelnder Hoheit, himmlischer Ruh'.

Lebe denn wohl, und keine Klage,
Keiner verlorenen Jahre Reue
Soll deinen ehernen Frieden stören,
Keines verblutenden Herzens Vorwurf,
Soll deinen Namen den Menschen nennen.
Töne der Laute - treulose Lieder,
Euch selbst lehrte sie Widerstreben,
Daß ihr euch fügen nicht wollt zum Klange.
Besser, ihr sterbet stolz im Schweigen,
Eh ihr sclavisch den Gram besingt!

Sei auch glücklich. Und wer dich liebet,
Einst und heute - er soll mir Freund sein,
Bruder und treuer Wandergefährte.
Lieben will ich ihn, leiten und schützen,
Will, wenn auch ihn du von dir gestoßen,
Trösten seinen betrogenen Glauben.
Wen die ewigen Mächte verlassen,
Der erhebt sich nimmer zum Lichte,
Doch wen Menschen zertreten haben,
Den erhebt ein gütiger Gott.

Collection: 
1882

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