• Ein Schiffer irrt, durch Sturmesnacht getrieben,
    Der Wogen und der Winde, leichtes Spiel,
    Wohl sind ihm Mast und Ruder noch geblieben,
    Doch fehlt der Reise Wichtigstes: ein Ziel!

    5 Da sieht er einen Stern durchs Dunkel blinken,
    Froh ordnet er darnach den irren Lauf,
    Und jetzt, da schon die Kräfte schwindend sinken,
    Tut sich ein Hafen dem...

  • Betagter Renegat der lächelnden Dione!
         Du lehrst, daß Lieben Tändeln sey,
    Blikst von des Alters Winterwolkenthrone
         Und schmälest auf den goldnen May.

    5 Erkennt Natur auch Schreibepultgeseze?
         Für eine warme Welt – taugt ein erfrorner Sinn?
    Die Armuth ist, nach dem Aesop, der Schäze
         Verdächtige Verächterin.

    Einst als...

  • [240]

     An mein Volk.

    Ich möchte wol geehrt von Vielen sein,
    und auch geliebt; ich weiß es wohl.
    Aber niemals soll
    mein Stolz und Wert mir drum gemein
    5 mit hunderttausend Andern sein.

    Ich hab ein großes...

  • Frohlocke, schöne junge Rose,
    Dein Bild wird nicht verschwinden,
    Wenn auch die Glut, die dauerlose
    Verweht in Abendwinden.

    5 So süßer Duft, so helle Flamme
    Kann nicht für irdisch gelten,
    Du prangst am stolzen Rosenstamme,
    Verpflanzt aus andern Welten;

    Aus Büschen, wo die Götter gerne
    10 Sich in die Schatten senken,
    Wenn...

  • An meinem Fünfundsiebzigsten.

         Hundert Briefe sind angekommen,
    Ich war vor Freude wie benommen,
    Nur etwas verwundert über die Namen
    Und über die Plätze, woher sie kamen.

    5      Ich dachte, von Eitelkeit eingesungen:
    Du bist der Mann der „Wanderungen“,
    Du bist der Mann der märk’schen Gedichte,
    Du bist der Mann der märk’schen...

  • An meinen ältesten Sohn, bey dem Preussischen Heere, zur Zeit des Ausmarsches 1790.

    Horch, Jüngling, du, den ich gebar!
    Wem gilt dies Kriegsgewühl?
    Gerüstet steht der Brennen Schaar
    Zum großen Trauerspiel.

    5 In ihrem Busen flammet Muth,
    Ihr Auge dräut den Tod. –
    Wohl, Jüngling, wohl! schon glüht dein Blut,
    Und färbt dein Antlitz roth....

  • [150]

    An meinen Sohn[1].

    Die Wogen schäumen und tosen am Strand,
         Schwach ist und klein der Kahn,
    Schwarz grollt das Meer, und am Himmelsrand
         Schon dunkelt des Sturmes Nahn.
    5 O komm mit mir, geliebter Sohn,
    Komm mit mir! ob die Wellen drohn
    Und die Winde heulen, wir müssen an Bord,
    Sonst...

  • [15] An unsere Gegner.
    (Zur Einleitung der Gedichtsammlung „Vorwärts“ 1886.)

    Ihr habt die Kunst sogar gepachtet
    Wie alles, was das Leben schmückt,
    Und wenn ihr dieses Buch betrachtet,
    Seid ihr gewißlich...

  •      Andre beten zur Madonne,
    Andre auch zu Paul und Peter;
    Ich jedoch, ich will nur beten,
    Nur zu dir, du schöne Sonne.

    5      Gieb mir Küsse, gieb mir Wonne,
    Sey mir gütig, sey mir gnädig,
    Schönste Sonne unter den Mädchen,
    Schönstes Mädchen unter der Sonne!

  •      Anfangs wollt ich fast verzagen,
    Und ich glaubt’ ich trüg’ es nie,
    Und ich hab’ es doch getragen, –
    Aber fragt mich nur nicht, wie?