• [243]

     Sylvesterlitanei.

    Auf, ihr Liedertafler, Auf- und Niederstaffler
    Auf der Töne Leiter, staffelt schön und heiter
              In das Jahr!
    Nehmet mit ins Neue, Kitt der alten Treue,
    5 Weißen Wein...

  •      Hört die überweisen Dummen,
    Wie sie maulen, wie sie brummen:
    Holdes Lied sey hohler Klang.
    Dafür wird die Langeweile
    5 Dem unsel’gen Volk zu Theile,
    Mit Gesichtern ellenlang.

         Hört die überdummen Weisen
    Feines Spintisiren preisen,
    Schmähn auf Lieb’ und Sang und Wein.
    10 Seht dann auch der armen Wichter
    Krause...

  • Ist die Zeit auch leicht und flüchtig,
    Mag sie kommen, mag sie gehn,
    Wird doch das, was echt und tüchtig,
    In der flüchtigen bestehn.
    5 Sey’s ein Werk in Erz gegründet,
    Sey’s ein Hauch, ein leichter Schall;
    Immer blitzt es, trifft und zündet,
    Wirkt in langem Wiederhall.

    So dem Tüchtigsten von Allen
    10 Soll heut tüchtig, frei und...

  • [141] Talismann.
    (Spätherbst 1849.)

    Daß dieses Herz, das unruhvolle,
    Nicht ganz in sich verzagen darf,
    Auf welche öde, kalte Scholle
    Es auch ein hartes Schicksal warf!

    5 Daß meine Augen leuchtend...

  • [35]

     San Onofrio.

     1. Tasso’s Gemach.

    Im letzten Abendschimmer,
    Wie kahl und öd’ dein Zimmer:
    Nach einem Sonnentraum
    Ein nackter Zellenraum!

    5 Dein Krucifix, das...

  • [65] Thüringer Wald.

    I.

    Thüringen, Land der deutschen Sagen,
    Sei mir gegrüßt viel tausendmal!
    Wie eines Freundes-Herzens Schlagen
    Grüßt Du mich ja durch Berg und Thal.

    5 Grüßt Du mich mit...

  •      „Theurer Freund! Was soll es nützen,
    Stets das alte Lied zu leiern?
    Willst du ewig brütend sitzen
    Auf den alten Liebes-Eiern!

    5      Ach! das ist ein ewig Gattern,
    Aus den Schaalen kriechen Küchlein,
    Und sie piepsen und sie flattern,
    Und du sperrst sie in ein Büchlein!“

  •      Theurer Freund, du bist verliebt,
    Und dich quälen neue Schmerzen;
    Dunkler wird es dir im Kopf’,
    Heller wird es dir im Herzen.

    5      Theurer Freund, du bist verliebt,
    Und du willst es nicht bekennen,
    Und ich seh’ des Herzens Gluth
    Schon durch deine Weste brennen.

  •           [12] Thränenregen.

    Wir saßen so traulich beisammen
    Im kühlen Erlendach,
    Wir schauten so traulich zusammen
    Hinab in den rieselnden Bach.

    5      Der Mond war auch gekommen,
    Die...

  • [5] Tiedge.

    Ein Dichtergreis mit weißen Silberhaaren,
    Schon nahe an des Lebens letzter Grenze
    Und ich, ein Kind das in des Lebens Lenze
    Sich schüchtern mischt in seiner Freunde Schaaren.

    5 Ein...