I.
Thüringen, Land der deutschen Sagen,
Sei mir gegrüßt viel tausendmal!
Wie eines Freundes-Herzens Schlagen
Grüßt Du mich ja durch Berg und Thal.
Grüßt Du mich mit des Laubes Rauschen
In heiliger Waldeinsamkeit –
Drum will ich ihren Wundern lauschen
In träumender Versunkenheit.
Fernab dem eitlen Weltgetriebe
Umgeben nur von Waldesgrün,
Fühl’ ich in heil’ger Gottesliebe
Mein ganzes Wesen neu erglühn!
Der Abend kommt, am Himmelssaume,
Webt sich ein sanfter Rosenschein,
Die Vöglein zwitschern wie im Traume
Und Blumen schlafen duftend ein.
Nur leise plätschert noch die Welle
Des Bachs in alter Melodei
Und lockt den Edelhirsch zur Stelle,
Den Sohn des Waldes, stolz und frei.
Und immer stiller wird die Stille
Des Waldes und der eignen Brust –
Es wacht allein ein frommer Wille
Im Herzen, das sich gottbewußt.
Nur seine Stimme sei vernommen,
Die oft das Weltgeräusch erstickt –
Du läßt mich zu mir selber kommen
O Wald, Du hast mich süß erquickt.
II.
Wie hoch die schlanken Buchen ragen!
Wie wölbt sich kühn ihr reich’ Geäst
Gleich Säulen, ein Gewölb’ zu tragen
Für ew’ge Zeiten, stolz und fest.
So ragten sie schon manch Jahrhundert,
Dank der Natur und ihrer Gunst!
Von jenen Männern hoch bewundert,
Die sich geweiht dem Dienst der Kunst.
Geweiht ein ganzes Künstlerleben
Voll heiliger Begeisterung.
Die einst uns Dom um Dom gegeben
In reiner Gotik kühnem Schwung,
Durch freie Maurer eng verbunden
In heil’ger Baukunst Brüderschaft,
Ward einst im Buchenhain gefunden
Des deutschen Baustils Wunderkraft.
Was sie geschaut mit frommen Blicken
Ward ausgeführt mit reiner Hand,
Bis aller Welt zum Hochentzücken.
Der hehre Gottestempel stand.
Und gehst Du jetzt mit offnen Sinnen
Mit frohem Mut waldein und aus:
Denk’ an der Maurer Hochbeginnen
Und bau auch Du ein Gotteshaus.
Bau’ es in Dir; so fest gegründet
Wie Wald und Dom, so schön und rein,
Laß was Dein Leben selbst verkündet
Zur Ehre Deines Gottes sein!