Tiedge

Ein Dichtergreis mit weißen Silberhaaren,
Schon nahe an des Lebens letzter Grenze
Und ich, ein Kind das in des Lebens Lenze
Sich schüchtern mischt in seiner Freunde Schaaren.

Ein Priester war er mir im Reich des Wahren,
Als ob ein Heilgenschein sein Haupt umglänze,
„Urania“ es selbst mit Sternen kränze
Sich ihrem Sänger so zu offenbaren.

Ein Priester, der im sanften Handauflegen
Auf meine Locken mich der Muse weihte
Und so mir gab den ersten Dichtersegen.

In seine Hand schwor ich’s mit heilgem Eide:
Was mein auch harrt auf künft’gen Lebenswegen;
Der Muse bleib ich treu im Glück und Leide.

Collection: 
1893

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  • 1. Caritas Pirkheimer.

    Mit seinen Türmen, seinen stolzen Warten
    Liegt Nürnberg vor des Wandrers Blicken da,
    Der aus dem Forst „des Reiches Bienengarten,“
    Sich einem Stadtgetrieb’ genüber sah,
    In dem sich tausend Hände emsig regen,
    Das Gute gut...

  • Zwei Fenster.

    I.

    Ein Fenster hinter blendenden Gardinen,
    Das hoch und groß den Blick hinein verstattet;
    Vom hellen Sonnenglanze ist’s beschienen,
    Der an den blanken Scheiben nicht ermattet.

    Umzogen ist’s von grünen Epheuranken,
    Lorber...

  • 1842.

    Nicht sing ich jetzt von inn’rem Leid und Glücke,
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    Ich weise meines Schicksals Weh zurücke,
    Vom Gramversinken bin ich aufgestört,
    Der Gegenwart gilt’s ganz und gar zu leben,
    All ihren Stürmen will ich...

  • Schon in der Jugend Morgentagen
    Fühlt ich mich als ein Kind der Zeit
    Und ihrem Hoffen, ihren Fragen
    War stets mein Wort, mein Lied geweiht.

    Mein ganzes Herz, mein ganzes Leben
    War nur erfüllt von einem Ziel:
    Mich an mein Volk dahin zu geben,
    ...

  • Zöblitz, im Mai 1853.

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    Der schöne Mai im hellen Blütenkranz
    Zerreist des Himmels düstern Wolkenschleier,
    Und zeigte ihn in seinem blau’sten Glanz. –

    Kann solche Wonne auch im Kerker wohnen?
    Ist da auch...