• 21.

    Tauche hervor aus dem dichten Gewölk, bleichschimmerndes Mondlicht,
    Leite des Liebenden Schritt durch die chaotische Nacht,
    Und ihr Blumen der himmlischen Flur, hülfreiche Gestirne,
    Sendet den traulichen Strahl auf den unendlichen Weg!
    Ueber die Weiten enteilt mit geflügeltem Fuße die Hoffnung,
    Aber Verlangen erneut stets den...

  • 22.

    Einsam stieg ich empor auf des Harzwalds steilerem Bergpfad,
    Nahete dir mich schon, ewiger, alter Granit,
    Wo hochlodernd einst durch die Nacht vom felsigen Altar
    Hell ins ferne Gefild flammte das Opfer des Mais.
    Träumend schritt ich dahin, und es dämmerte leise der Vorzeit
    Riesengebild mit des Wahns Wundergestalten umher....

  • Höre mich an! Still weil' ich im frostigen Hauch des Oktobers,
    Liebchen, vor deinem Gemach; öffne mir freundlich das Haus!
    Liebchen, o hörst du mich nicht? Umsonst, schon liegst du entschlummert,
    Und ein gaukelnder Traum küsset dir friedlich die Stirn.
    O der glückliche Traum! Er darf dich sicher umflattern,
    Und die entfesselte...

  • 23.

    Graunvoll saust durch den gellenden Forst hintobend der Sturmwind,
    Laut an Fenster und Dach schmettert des Regens Gewalt;
    Sieh, wie die Fichte sich tief hinbeugt, wie sie kämpfend emporstrebt,
    Horch, wie herab von den Höhn wild das Gewässer sich stürzt!
    Ueber den Harzwald wälzt, wie ein finsterer Geist, sich der Wolke
    ...

  • 24.

    Als wir uns Blumen suchten im Hain, wildrankendes Geisblatt,
    Röthliche Haiden und Waldklocken und ewiges Grün,
    Dort wo kühn sich der Harzwald thürmt', und die säuselnde Tanne
    Rings um Felsen und Thal schaurige Dämmerung wob -
    Tändelnd saßen wir beid' und ordneten Kränz', und du kröntest
    Mit frischglänzendem Schmuck freundlich...

  • 25.

    Ach, kein flüchtiges Wort, kein traulicher Blick der Geliebten
    Ist mir um ewiges Glück feil und um ewigen Ruhm.
    Glück, was ist es? Ein lockendes Spiel mit betrügenden Göttern;
    Wenn du gewannst, so macht ärmer dich oft der Gewinn.
    Ruhm? Ein unendlicher Kampf mit der Welt und dem eigenen Herzen;
    Flucht dir jene, so lohnt selten...

  • 26.

    Schwärmen will ich und tändeln mit dir; o kränze mir, Liebchen,
    Kränze den goldenen Kelch hurtig mit sprudelndem Wein!
    Koste mit lüsterner Lippe zuvor, und, wenn der Berührung
    Geist am Rande noch schwebt, reiche den Becher mir dar,
    Daß ich zugleich mit dem Trank ausschlürfe des rosigen Mundes
    Wallenden Hauch, und Wein wandle...

  • 27.

    Seidenes Bett, bald hegst du den reizenden Leib der Geliebten,
    Ach, schon harret dein Schoos auf die beglückende Last,
    Ueppiger schwillst du empor, in den Flaum sank friedliche Ruhe,
    Still durch's dämmernde Zelt schlüpfen die Träume dahin.
    Darf ich dir nahn, unheilig dem heiligen? Wandle mir, Sehnsucht,
    Wandle zum rosigen Jetzt...

  • 28.

    Sympathieengewalt verlachst du und der Berührung
    Mächtigen Zauber, der rasch schlummernde Kräfte bewegt?
    Nennst nur Wahn die geheime Verwandtschaft ähnlicher Seelen?
    Unglückseliger, ach, hast du denn nimmer geliebt?
    Beug' ich mich still zum schwellenden Mund der Geliebten, o sprich, was
    Zieht mich mit süßer Gewalt hin zu dem...

  • 29.

    Ach, wer löset das Räthsel mir wohl der bangen Erwartung,
    Scheidet den ewigen Streit zwischen dem Dunkel und Licht?
    Hurtiger schafft mir den Geist und die lauschenden Sinne die Hoffnung,
    Und doch täuscht sie den Geist, täuschet die Sinne mir stets.
    Seh' ich ein weißes Gewand hinflattern, so ruft mir die Sehnsucht
    Leis' in das...