Höre mich an! Still weil' ich im frostigen Hauch des Oktobers,
Liebchen, vor deinem Gemach; öffne mir freundlich das Haus!
Liebchen, o hörst du mich nicht? Umsonst, schon liegst du entschlummert,
Und ein gaukelnder Traum küsset dir friedlich die Stirn.
O der glückliche Traum! Er darf dich sicher umflattern,
Und die entfesselte Brust gönnt ihm das lüsterne Spiel;
Dankbar schenkt er dafür dir die zartesten seiner Gebilde.
Ich auch, wenn mir ein Gott lächelte, nahe dir jetzt.
Schmeichelnd sprichst du es aus, was so oft auf der Wange die Schaam mir
Kündete, was in der Brust schüchtern die Schaam mir verschwieg.
Aber entflieh, zu reizender Wahn! schweig, täuschende Hoffnung!
Zeigte sie gestern nicht noch, daß sie mich nimmer geliebt?
Leise betrat und leicht sie des Gartens falbe Gebüsche,
Nahete still, und es schlug laut mir im Busen das Herz;
Ach, da stahl sich ein Andrer hinzu, und, wehe, sie grüßt' ihn
Freundlich und schmiegte sich schnell an den gebotenen Arm.
Einig wallten sie nun, versenkt in leises Geflüster;
Doch mir kochte die Brust heißer im siedenden Zorn.
Ha, ich sah es zu gut, Verrätherin, wie er die Hand dir
Drückt' und den kosenden Mund traulich zum Ohre dir bog.
Geh nur, ich liebe dich nicht, ich glaub', ich liebte dich nimmer;
Stets noch fand ich dich falsch, wenn du am zärtlichsten schienst,
Mich nur wolltest du fesseln und nicht dich selber, nur Herrschsucht
Leitete dich, des Gefühls spottete listig die Kunst.
Hätte dich weniger doch die Natur holdselig gebildet,
Hätte sie minderen Reiz doch in den strahlenden Blick,
Mindere Zaubergewalt in das schmeichelnde Wort der Bethörung,
Mindere Grazie doch dir in die Seele gelegt!
Oeffne die Thüre mir nur, schnell ist dir Alles verziehen;
Sündigen darfst du so oft, als du zu küssen vermagst.
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