24.

Als wir uns Blumen suchten im Hain, wildrankendes Geisblatt,
Röthliche Haiden und Waldklocken und ewiges Grün,
Dort wo kühn sich der Harzwald thürmt', und die säuselnde Tanne
Rings um Felsen und Thal schaurige Dämmerung wob -
Tändelnd saßen wir beid' und ordneten Kränz', und du kröntest
Mit frischglänzendem Schmuck freundlich das nackte Gestein;
Oft auch fragtest du mich nach der wechselnden Blumen Benennung,
Und stets nannt' ich sie so, wie es dein Reiz mir gebot -
Ach, da zitterte still in der Brust mir glühende Sehnsucht,
Um die Erbebende schlang rasch ich den fesselnden Arm.
Weißt du noch wohl, wie du da dich sanft loswandest und schüchtern
Bald in die Stille des Hains, bald in das Auge mir sahst?
Lieber, flüstertest du, o bleib mein Freund und zerstöre
Nicht muthwillig in mir, welche dir traute, dein Bild!
Züchtiges Kind der Natur, du rettetest mild den Verlornen;
Ewiger Dank sey dir freundlich im Herzen bewahrt!

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Collection: 
1841

More from Poet

  • 12.

    Laulich schlüpfte der West durch des Harzwalds schauriges Dunkel,
    Ueber den felsigen Höhn spielte das Abendgewölk,
    Sehnsucht rieselt' im Quell, und im Berghain rieselte Sehnsucht,
    Sehnsucht wiegte sich her auf dem entfernten Geläut,
    ...

  • 11.

    Liebchen, o komm zum ländlichen Fest, das ich heute bereitet,
    Wahrlich, im fröhlichen Kreis fehlte die Grazie sonst!
    Sieh, zur arkadischen Flur ward rings der verödete Harzwald,
    Hoch am schroffen Gebirg winket der Tempel der Lust.
    ...

  • 10.

    Bringst du vielleicht, was jetzt du mir sangst in traulicher Stille,
    Einst in die Hände des Volks, zu der Gebildeten Ohr,
    O dann tilge den Namen hinweg der Geliebten und jedes
    Deutende Wort, denn hart richtet der kalte Verstand!
    Also...

  • 9.

    Liebchen, wie leben wir doch so wundersam? Sind wir denn wirklich
    Eins in das Andre verliebt, oder betrügt uns der Schein?
    Traulich sitzen wir oft, und es scherzt muthwillig der Leichtsinn
    Ueber das tiefe Gefühl, über ein schwärmendes Paar;
    ...

  • 8.

    Amor, himmelgeborener, komm, nicht jener, der sinnlos
    In's wildwogende Meer frevelnder Lüste sich senkt,
    Nicht du verderblicher Gott, der tief in die Herzen den Pfeil uns
    Schleudert und hoffnungslos ewige Gluthen erweckt:
    Nein, du reizendes...