•      Das ist eine weiße Möve,
    Die ich dort flattern seh’
    Wohl über die dunklen Fluthen;
    Der Mond steht hoch in der Höh’

    5      Der Heifisch und der Roche,
    Die schnappen hervor aus der See,
    Es hebt sich, es senkt sich die Möve;
    Der Mond steht hoch in der Höh’.

         O, liebe, flüchtige Seele,
    10 Dir ist so bang und weh!
    Zu...

  • [107]

    DAS NEUE ISRAELITISCHE HOSPITAL ZU HAMBURG.

    Ein Hospital für arme, kranke Juden,
    Für Menschenkinder, welche dreifach elend,
    Behaftet mit den bösen drei Gebresten,...

  • [60] Das ruhlose Thal.

    Einst lächelte ein friedliches Thal,
    Aus welchem die Leute allzumal
    Gezogen waren in stürmische Fernen,
    Nachdem sie zu den gütigen Sternen
    5 Gefleht, von ihren azurnen...

  • Ich will dir erzählen · mein süsses entzücken ·
    Von allen den reizen die deine jugend schmücken ·
         Malen deine herrliche art
    Wo kindliches wesen mit reife sich paart.

    5 Kehrst du die luft mit deinem weiten gewande
    So siehst du aus wie ein schönes schiff das vom lande
         Leinwand-befrachtet fliegt ·
    In einem sanften und trägen takte...

  • Das schlafende Kind.

    O sel’ge Ruh’! von deinem Arm umfangen,
    Schläft sanft das Kind, in unbewußten Träumen.
    Die goldnen Wimpern lichte Augen säumen
    Und frische Rosen blühn auf vollen Wangen.

    5 Im Frühlingsschmuck der sel’gen Kindheit prangen
    Die Sterblichen, wie in des Himmels Räumen,
    Dann grüßen Engel sie mit Wonneträumen,
    Wo sie den...

  • [62] Das verwunschene Schloß.

    Inmitten einer lieblichen Au,
    Die sonniges Licht übergoß,
    Erhob sich einst ein stattlicher Bau,
    Ein schönes, strahlendes Schloß.
    5 Das Reich, wo es sich...

  • Zu dir · du einzig teure · dringt mein schrei
    Aus tiefster schlucht darin mein herz gefallen·
    Dort ist die gegend tot · die luft wie blei
    Und in dem finstern fluch und schrecken wallen.

    5 Sechs monde steht die sonne ohne warm.
    In sechsen lagert dunkel auf der erde.
    Sogar nicht das polarland ist so arm·
    Nicht einmal bach und baum noch feld noch...

  •      Dein Angesicht so lieb und schön,
    Das hab’ ich jüngst im Traum gesehn;
    Es ist so mild und engelgleich,
    Und doch so bleich, so schmerzenbleich.

    5      Und nur die Lippen, die sind roth;
    Bald aber küßt sie bleich der Tod.
    Erlöschen wird das Himmelslicht,
    Das aus den frommen Augen bricht.

  •      Deine weichen Lilienfinger,
    Könnt’ ich sie noch einmal küssen,
    Und sie drücken an mein Herz,
    Und vergehn in stillem Weinen!

    5      Deine klaren Veilchenaugen
    Schweben vor mir Tag und Nacht,
    Und mich quält es: was bedeuten
    Diese süßen, blauen Räthsel?

  • [159] Dem Befreiten.
    1856.

    I.

    Ich hatte keine Thaten, nur Gebete,
    Ich war nur groß im Dulden und Ertragen,
    Ich wußt’ es nur: ich durfte nicht verzagen,
    Gott war mit uns, zu dem ich brünstig...