•      Als meine Großmutter die Lise behext,
    Da wollten die Leut sie verbrennen.
    Schon hatte der Amtmann viel Dinte verklext,
    Doch wollte sie nicht bekennen.

    5      Und als man sie in den Kessel schob,
    Da schrie sie Mord und Wehe;
    Und als sich der schwarze Qualm erhob,
    Da flog sie als Rab’ in die Höhe.

         Mein schwarzes, gefiedertes...

  • Das ist Herr Ludwig von Baierland,
    Desgleichen giebt es wenig;
    Das Volk der Bavaren verehrt in ihm
    Den angestammelten König.

    5 Er liebt die Kunst, und die schönsten Frau’n
    Die lässt er portraitiren;
    Er geht in diesem gemalten Serail
    Als Kunst-Eunuch spazieren.

    Bei Regensburg lässt er erbau’n
    10 Eine marmorne Schädelstätte,...

  • [173]
     V.
     Lumpenthum.

    Die reichen Leute, die gewinnt
    Man nur durch platte Schmeichelei’n –
    Das Geld ist platt, mein liebes Kind,
    Und will auch platt geschmeichelt sein.

    5 Das Weihrauchfaß, das...

  •      Mädchen mit dem rothen Mündchen,
    Mit den Aeuglein süß und klar,
    Du mein liebes, kleines Mädchen,
    Deiner denk’ ich immerdar.

    5      Lang ist heut der Winterabend,
    Und ich möchte bei dir seyn,
    Bei dir sitzen, mit dir schwatzen,
    Im vertrauten Kämmerlein.

         An die Lippen wollt’ ich pressen
    10 Deine kleine, weiße Hand,
    ...

  •      Mag da draußen Schnee sich thürmen
    Mag es hageln, mag es stürmen,
    Klirrend mir an’s Fenster schlagen,
    Nimmer will ich mich beklagen,
    5 Denn ich trage in der Brust
    Liebchens Bild und Frühlingslust.

  •      Manch Bild vergessener Zeiten
    Steigt auf aus seinem Grab,
    Und zeigt wie in deiner Nähe
    Ich einst gelebet hab’.

    5      Am Tage schwankte ich träumend
    Durch alle Straßen herum;
    Die Leute verwundert mich ansah’n,
    Ich war so traurig und stumm.

         Des Nachts da war es besser,
    10 Da waren die Straßen leer;
    Ich und mein...

  • [30]
     Maria Antoinette.

    Wie heiter im Tuilerienschloß
    Blinken die Spiegelfenster,
    Und dennoch dort am hellen Tag
    Gehn um die alten Gespenster.
            
    5 Es spukt im Pavillon de Flor’
    ...

  •      Meeresstille! Ihre Strahlen
    Wirft die Sonne auf das Wasser,
    Und im wogenden Geschmeide
    Zieht das Schiff die grünen Furchen.

    5      Bei dem Steuer liegt der Bootsmann
    Auf dem Bauch, und schnarchet leise.
    Bei dem Mastbaum, seegelflickend,
    Kauert der betheerte Schiffsjung.

         Hinter’m Schmutze seiner Wangen
    10 Sprüht es roth...

  • Thalatta! Thalatta!
    Sey mir gegrüßt, du ewiges Meer!
    Sey mir gegrüßt zehntausendmal
    Aus jauchzendem Herzen
    5 Wie einst dich begrüßten
    Zehntausend Griechenherzen,
    Unglückbekämpfende, heimathverlangende,
    Weltberühmte Griechenherzen.

         Es wogten die Fluthen,
    10 Sie wogten und brausten,
    Die Sonne goß eilig herunter
    ...

  •      Mein Wagen rollet langsam
    Durch lustiges Waldesgrün,
    Durch blumige Thäler, die zaubrisch
    Im Sonnenglanze blüh’n.

    5      Ich sitze und sinne und träume,
    Und denk’ an die Liebste mein;
    Da grüßen drei Schattengestalten
    Kopfnickend zum Wagen herein.

         Sie hüpfen und schneiden Gesichter,
    10 So spöttisch und doch so scheu,...