• [100] An meine Lieder.

    Seyd, geliebte kleine Lieder,
    Zeugen meiner Fröhligkeit;
    Ach sie kömmt gewiß nicht wieder,
    Dieser Tage Frühlingszeit.

    5 Bald entflieht der Freund der Scherze,
    Er, dem...

  • An meine Lieder.

          Verfließet, vielgeliebte Lieder,
    Zum Meere der Vergessenheit!
    Kein Mädchen sing euch lieblich wieder,
    Kein Jüngling in der Blüthenzeit.

    5       Ihr sanget nur zu meiner Lieben,
    Nun spricht sie meiner Treue Hohn.
    Ihr war’t in’s Wasser eingeschrieben,
    So fließt denn auch mit ihm davon.

  • Frohlocke, schöne junge Rose,
    Dein Bild wird nicht verschwinden,
    Wenn auch die Glut, die dauerlose
    Verweht in Abendwinden.

    5 So süßer Duft, so helle Flamme
    Kann nicht für irdisch gelten,
    Du prangst am stolzen Rosenstamme,
    Verpflanzt aus andern Welten;

    Aus Büschen, wo die Götter gerne
    10 Sich in die Schatten senken,
    Wenn...

  • An meinem Fünfundsiebzigsten.

         Hundert Briefe sind angekommen,
    Ich war vor Freude wie benommen,
    Nur etwas verwundert über die Namen
    Und über die Plätze, woher sie kamen.

    5      Ich dachte, von Eitelkeit eingesungen:
    Du bist der Mann der „Wanderungen“,
    Du bist der Mann der märk’schen Gedichte,
    Du bist der Mann der märk’schen...

  • An meinen ältesten Sohn, bey dem Preussischen Heere, zur Zeit des Ausmarsches 1790.

    Horch, Jüngling, du, den ich gebar!
    Wem gilt dies Kriegsgewühl?
    Gerüstet steht der Brennen Schaar
    Zum großen Trauerspiel.

    5 In ihrem Busen flammet Muth,
    Ihr Auge dräut den Tod. –
    Wohl, Jüngling, wohl! schon glüht dein Blut,
    Und färbt dein Antlitz roth....

  • [67]
                    An meinen Brun.

    Vor der Geburt meines zweiten Kindes.

                         (1786).

    Che altro ch’un sospir breve e la morte?[1]

    ...
  • Jüngst erst fragtest du, ob meinem Herzen
    Näher läge brauner Locken Glanz?
    Ob ich fröhnte blonder Mädchen Scherzen?
    Ob ich beyden wände gleichen Kranz?
    5 Schwer ist hier die Wahl! – Auf Ida’s Höhen,
    Hat schon blind sich Paris fast gesehen;
    Und ich armer später Enkel wär so dreist,
    Noch zu richten über schöner Formen Geist? –

         Doch,...

  • [84] An meinen Kaktus

    Du alter Stachelkaks,
    Du bist kein Bohnerwachs,
    Kein Gewächs, das die Liebe sich pflückt,
    Sondern du bist nur ein bißchen verrückt.

    5 Ich weiß, daß du wenig trinkst....

  • [77]
    An meinen Mann auf der Reise.

          1788.

    Laut heulet der Sturmwind
         Im luftigen Haupt
    Der zitternden Espe –
         Es brausen die Wogen
    5 Ans zackigte Ufer,
         Weit...

  • [150]

    An meinen Sohn[1].

    Die Wogen schäumen und tosen am Strand,
         Schwach ist und klein der Kahn,
    Schwarz grollt das Meer, und am Himmelsrand
         Schon dunkelt des Sturmes Nahn.
    5 O komm mit mir, geliebter Sohn,
    Komm mit mir! ob die Wellen drohn
    Und die Winde heulen, wir müssen an Bord,
    Sonst...