Vor der Geburt meines zweiten Kindes.
(1786).
Che altro ch’un sospir breve e la morte?
Petrarca.
Wenn vielleicht, nach wenig schnellen Tagen,
Sanft mein Auge sich im Tode schließt,
Und mein Geist, entfloh’n der Erde Plagen,
Sich im Strom der Seligkeit ergießt –
Fliessen werden dann der Liebe Thränen,
Klagen wird die Freundschaft um das Grab,
Das, nach manchem still ertragnen Sehnen,
Mich dem Schooß der Muttererde gab!
Und dein Blick, du liebendster der Gatten,
Wird voll Wehmut thau’n auf’s theure Pfand,
Das, durch bittern Schmerz und dunkle Schatten,
Seine Mutter an den Himmel band!
Klage, Theurer! Denn mit treuer Liebe
Liebte deines Weibes Seele dich,
Und die reinen unschuldvollen Triebe
Sind auch dort noch Seligkeit für mich.
Wenn den süssen Erstling unsrer Herzen
Nie vorher gefühlte Sehnsucht quält,
Und das Vorgefühl der Erdenschmerzen
Sich dem jungen Geist zuerst vermählt;
Wenn er sucht, und nicht die Mutter findet,
Auch nicht findet in des Vaters Arm;
Jammernd sich an deinem Busen windet –
Ach! wer lindert deinen bittern Harm?
Dann umschwebt in lauen Frühlingsdüften,
Deines Friedchens treuer Schatten dich;
Gießet sanft, aus hellen Himmelslüften,
Hohen Trost herab für dich und mich –
Und du fühlst des Himmels starken Frieden,
Aus des Kummers Nacht schaust du hervor;
Und aus tiefem Gram, der dich hienieden
Fest ergriff, reißt sich dein Geist empor!
Freudig führt, durch lichte Himmelsauen,
Dich entzückt dein Weib zu Gottes Thron;
Und voll Trost, Geliebter! wirst du schauen,
Meinen ach! zu leicht errungnen Lohn.